Rayk Wielands Roman »Beleidigung dritten Grades« erzählt von der alten Tradition des Duells

Die Wahl der Waffen

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Der Antiquar Alexander Schill ist spezialisiert auf Bücher, die sich dem Duell widmen. Um sich tiefer in die Materie einzuarbeiten, sucht er Schauplätze historischer Duelle auf und macht dabei entsetzliche Entdeckungen: Dort, wo Ferdinand Lassalle von der Kugel seines Widersachers niedergestreckt wurde, befindet sich keine Weihestätte, sondern ein Golfzentrum. Schills Freundin fehlt die richtige Begeisterung für die Duellforschung. Sie trennt sich von ihm und brennt mit dem Psychiater ­Oskar B. Markov durch.

Der Verlassene sinnt auf Rache. Schon lange bedauert er, dass die seiner Meinung nach reizende, abenteuerliche Form der Auseinandersetzung so ganz und gar aus der Mode gekommen ist. Schon im deutschen Kaiserreich wurde sie auf den Schrotthaufen der Geschichte geworfen. Das letzte verbürgte Duell auf deutschem Boden fand 1937 in Hohen­lychen statt, findet Schill heraus. Zu gerne würde er die alte Kulturtechnik wiederbeleben und fordert kurzentschlossen Markov wegen »Beleidigung dritten Grades« brieflich zum Duell auf.

Markov marschiert mitsamt dem Schreiben zur Polizeiwache am Berliner Alexanderplatz. Dort ist man zwar einiges gewohnt, mit dieser Angelegenheit aber vollkommen überfordert. Kein Paragraph im Strafgesetzbuch scheint auf den Fall anwendbar, und doch liegt einwandfrei eine Bedrohung vor, so dass die Po­lizei tätig werden muss. Nur wie? Natürlich möchte auch die Freundin mitreden, und so schlägt die abenteuerliche Handlung immer neue Kapriolen, bis dann der im wahrsten Sinne des Wortes umwerfende Showdown eine gewisse Klärung bringt.

Rayk Wieland ist mit »Beleidigung dritten Grades« ein witziger, spannender und überraschender Roman gelungen, der nützliches Wissen über die Kunst des Duellierens vermittelt und Vorstellungen von Männlichkeit und Ehre süffisant kommentiert.

Rayk Wieland: Beleidigung dritten Grades. Roman. Verlag Antje Kunstmann, 320 Seiten, 24 Euro