Die Kolumnistin mag keine Turnschuhe

Turn-schu-he?

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Gerade erst den 20. Jungle-Geburtstag gefeiert und nun steht schon der 25. an, eigentlich nicht schlecht für etwas, von dem es damals in der Gründungsphase hieß: »Versuchen wir es halt, und wenn es nicht klappt oder wir irgendwann nicht mehr zu dem stehen, was uns jetzt wichtig ist, fahren wir das Ding gegen die Wand.«

Dazu gäbe es eine Menge zu sagen, aber nicht jetzt, denn nun geht es um Schuhe. Und darum, dass, wenn der Orthopäde recht hat, der lange Kampf gegen linke und linksähnliche Spießer und Spießerinnen, Politgockel und so weiter für das Menschenrecht auf High-Heels- oder Pumpstragen eingestellt werden muss.

Wobei der Kampf für Glitzer und Nagellack und Geschminktsein weitergehen kann. Rückblickend verschmelzen diejenigen, die damals, vor rund 25 Jahren, fanden, dass nur ernst genommen gehört, wer vorschriftsmäßig angezogen ist, übrigens zu einem großen Klumpen irritierend abscheulich gekleideter Menschen in Beige und Weinrot. Und natürlich Schwarz, wogegen erst mal nichts einzuwenden ist, aber gepaart mit Szene-Esoterik, vernünftigem Schuhwerk und viel mentalem Nichtglitzern ist das nicht schön gewesen.

So, und jetzt sollen es also flache Schuhe sein, weil Knie – womöglich für immer, jedenfalls aber für diesen Sommer, der ohnehin schon so gut wie ruiniert ist, weil es vielleicht gar keinen Urlaub an einem netten Meer geben kann. Und man zu Röcken und Kleidern was tragen soll? Turnschuhe? Turn-schu-he? Et ­jeben Jrenzen, das steht mal fest.

Immerhin, die Twitter-Blase weiß Rat und postet Aufmunterndes, wie sehr hübsch gemusterte Stiefel und glänzende Sandalen, flach, selbstverständlich, aber besser als Turn-schu-he.

Und eigentlich reicht das auch, für einen Sommer ohne Meer, ist bestimmt auch schön in der Stadt, in Ballerinas hübsch durch die Straßen platschen wie eine etwas zu groß geratene Ente, hier mal Schaufenster voller High Heels angucken und da mal stehenbleiben, um neues Blasenpflaster aufzukleben.