Im Duden blättern

Morgen ist heute schon gestern

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Es gibt keinen Plural von Morgen, sagt der Duden, was ein Skandal ist, denn Abende und Nachmittage existieren sehr wohl, nur der Morgen ist ganz allein. Allein mit dem Grauen, um genau zu sein, das ebenfalls bloß im Singular vorkommt, was immerhin sehr schön passt.

Und so reiht sich für die Opfer der Frühaufsteherdiktatur Morgengrauen an Morgengrauen, jedes einzeln, jedes noch grauer und morgender (Duden: veraltet für morgig) als das davor, außer wenn gerade nicht Winter ist, denn dann ist das Grauen hell bis gleißend und vor allem sehr, sehr laut.

Jedenfalls dann, wenn man das Pech hat, dass im Baum gegenüber eine Taubenfamilie eingezogen ist und gurrt und taubt, dass es eine Pracht ist beziehungsweise wäre, wenn man auf Taubengeräusche stehen würde. Im Prinzip käme man prima ohne das aus, was der Duden als Gurren bezeichnet, nämlich kehlige, dumpfe, weich rollende, langgezogene Töne. Und weil er, also der Duden, sonst nicht viel zu den Taubentönen zu sagen hat, teilt er gleich auch mit, dass das Wort Gurkensalat im Alphabet davor kommt, was nichts ist, womit man sich im Morgengrauen beschäftigen möchte. Aber dafür hat er sehr interessante Bemerkungen zum Thema Gurkenschale parat, denn das Wort bezeichnet nicht nur, richtig, die Schale von Gurken, sondern auch die Tressen von Unteroffizieren, womit wir beim Weltkrieg wären, aber noch nicht sofort, denn Gurkenschale ist außerdem ein Pluraletantum, also ein nur im Plural gebräuchliches Substantiv. Wie zum Beispiel auch Leute, denn ein Leut gibt es nicht, wobei das Pluraletantum sowohl in der Ein- wie der Mehrzahl vorkommt und dann entweder Pluraletantums oder, stilvoller, Pluraliatantum heißt.

Das ist wirklich sehr nützliches Wissen, finden auch die Tauben, die plötzlich ganz ruhig geworden sind, vielleicht sind sie aber auch nur mal kurz spazieren geflogen und gurren jetzt da, wo der kleine gelbe Krokus wohnte, man weiß es nicht.