Die Influencerin Emily Ratajkowski schreibt in ihrem Buch gegen Misogynie an

Körper, Status, Emanzipation

In der Essaysammlung »My Body« erzählt das Model Emily Ratajkowski von den Triumphen, Problemen und Erkenntnissen, die ihr Körper und seine bildliche Vermarktung ihr eingebracht haben. Die Autorin verwirft ihre frühere Haltung, dass es im Feminismus vor allem um Entscheidungsfreiheit gehe, nun als zu simpel.

Schönheitsoperationen, Fitnesstraining, Diäten, Hautpflegeprodukte, Leihmutterschaft, Geschlechtstransitionen und Anti-Aging-Mittel aller Art – gegenwärtig gibt es so viele Möglichkeiten wie nie zuvor, den eigenen Körper zu modifizieren oder seinen erreichten Zustand bis zu einem gewissen Grad zu konservieren.

Zwar finden sich kulturelle Praktiken, die den Körper verändern oder seine Veränderung aufhalten, auch in früheren Gesellschaftsformen, unter dem Spätkapitalismus allerdings erscheinen sie individualisiert wie nie zuvor: Jeder ist selbst für sein Aus­sehen und den damit zusammenhängenden Erfolg oder Misserfolg verantwortlich, so das – oft unausgesprochene – Dogma. Statt dass der Körper mittels Verausgabung von Arbeitskraft Waren produziert, wird er selbst zur Ware. Es gilt, seine phy­sische Oberfläche zu pflegen und herauszuputzen, denn diese fungiert als Visitenkarte, die immer mehr nicht nur Auskunft über Alter, Geschlecht und ethnische Herkunft eines Menschen gibt, sondern auch über seinen sozialen Status, seine Werte und Ambitionen.

Man könnte meinen, die neuen Möglichkeiten der Veränderungen des Körpers führten allgemein zu gesteigertem Wohlbefinden – schließlich muss nun niemand mehr in einem Körper ausharren, den er nicht verändern kann. Einen störenden Nasenhöcker zu beseitigen oder erschlaffte Brüste zu liften, gehört mittlerweile zu den Routineoperationen in Schönheitskliniken. Doch es gibt viele Anzeichen dafür, dass gerade das Gegenteil einer Befreiung eingetreten ist: Die gesellschaftliche Fokussierung auf den Körper scheint zunehmend Gefühle der Unzulänglichkeit hervorzurufen. So suchen immer mehr Menschen Psychotherapeuten auf, weil sie mit ihren Körpern hadern, wie zum Beispiel die britische Psychoanalytikerin Susie Orbach in ihrem Buch »Bodies« schreibt.

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