Die Sanktionen westlicher Staaten treffen Russlands Finanzsystem

Der Rubel rollt ins Bodenlose

Als Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die westlichen Staaten äußerst scharfe Sanktionen gegen Russland verhängt. Die Reserven der Russischen Zentralbank wurden teilweise eingefroren und einige russische Banken aus dem Swift-System ausgeschlossen.

An den Geldautomaten in Moskau und in Sankt Petersburg bildeten sich am Montagmorgen lange Schlangen, denn viele russische Bürger wollen sich mit Bargeld versorgen oder sogar ihre Konten leeren. Die Sorge ist groß, dass Banken bald nicht mehr in der Lage sein werden, Bargeld auszuzahlen und der Rubelkurs ins Bodenlose fällt. Innerhalb weniger Stunden war am Wochenende der Wechselkurs der russischen Währung abgestürzt, der Rubel hat gegenüber dem US-Dollar über 40 Prozent an Wert verloren. Musste man am Sonntag noch etwa 83 Rubel für einen US-Dollar aufbringen, waren es am Montag zeitweise 120. Um den dramatischen Absturz aufzuhalten, erhöhte die russische Zentralbank den Leitzins von 9,5 auf 20 Prozent – ein in der jüngsten Finanzgeschichte des Landes beispielloser Vorgang. Zudem führte das Finanzministerium faktisch Kapitalverkehrskontrollen ein: Es untersagte Maklern, russische Wertpapiere im Auftrag von Ausländern zu verkaufen.

Am Dienstagmorgen hatte sich die Währung etwas erholt: Ein US-Dollar kostete nun 96 Rubel. Ökonomen zweifeln allerdings, ob die russischen Maßnahmen ausreichen, um die Währung zu stabilisieren. »Die Zinserhöhung der russischen Zentralbank soll Einlagen in Rubel attraktiver machen und die nun einsetzende Kapitalflucht eindämmen«, zitierte das Handelsblatt den Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Heinemann vom Zentrum für ­Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). »Dies wird kaum gelingen. Der Rubel hat mit den umfassenden Sank­tionen aufgehört, eine frei konvertible Währung zu sein.«

Insgesamt verfügt Russland über Reserven im Wert von etwa 630 Milliarden US-Dollar. Doch der Großteil liegt bei westlichen Zentral­banken, und diese können Russland den Zugriff darauf verwehren.

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