Homestory

Homestory #3

Sie geben das Gras frei! Oder zumindest hat die Bundesregierung angekündigt, Cannabis legalisieren zu wollen – die Details über das Wann und Wie können Sie auf der nächsten Seite nachlesen. Aber ist das überhaupt eine gute Idee? Der Kiffer-Rapper Marsimoto hatte vor Jahren mal ein Lied gegen die Legalisierung namens »Illegalize It« – »Oder willst du, dass jeder x-beliebige Spießer / Am Kiosk eine Weedbox kaufen kann?« hieß es da. Dass Kiffen seine Coolness einbüßt, wenn es legal ist, kann in einer seriösen Zeitung wie der Jungle World freilich nicht als Argument gegen eine Legalisierung akzeptiert werden. Überzeugender ist vielleicht, dass dadurch der nachwachsenden Generation komplett die Erfahrung geraubt würde, illegal Gras kaufen zu müssen. Das hat ja nicht nur – seien wir ehrlich – irgendwie Spaß gemacht, man lernt dabei auch direkt eine wichtige Lektion, nämlich dass es manchmal gut und richtig ist, Gesetze zu brechen. Auch müssen sich womöglich ein paar Kleindealer in Deutschland Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen, und das ist niemandem zu wünschen.

Natürlich gibt es auch jede Menge guter Argumente für die Legalisierung, vor allem aus Sicht der Konsumenten. Ein Redakteur meinte, sein Dealer täte ihm zwar ein wenig leid, er selbst hätte es dann aber einfacher. Zumindest müsste er sich keine Sorgen mehr machen, dass sein Dealer in eine andere Stadt zieht oder sich einen richtigen Job sucht und er sich dann einen neuen Händler des Vertrauens suchen müsste. Auf der Straße zu kaufen, ist aber ohnehin nicht allzu attraktiv, nicht nur wegen der Polizei, sondern auch wegen Streckmitteln und synthetischer Cannabinoide. Dass man eben nie so richtig weiß, was man kauft, ist eine der vielen Schattenseiten der Prohibition. Das wusste auch eine Kollegin zu berichten, die erzählte, dass es in Leipzig vor einigen Jahren mal eine Menge mit Blei vermischtem Gras auf den Markt kam. Einige Bekannte hätten davon eine Bleivergiftung bekommen.

Dass auch mit legalem Gras nicht alle Probleme weg wären, zeigt aber eine andere Story, die sie erzählte, nämlich von einer Party, zu der jemand völlig überdosierte Haschplätzchen mitgebracht hatte, was dann für einige Besucher im Krankenwagen endete. An Gras allein ist zwar noch niemand gestorben, aber dass es Leute gibt, die es nicht besonders gut vertragen, wird auch niemand bestreiten. Ein Redakteur meinte sogar, er finde Kiffen sei so ziemlich das Ekligste, was man machen könne. Dazu sei er nicht nur gekommen, weil er vor Ewigkeiten mal einen schlechten Trip hatte, sondern weil das Zeug eben mies rieche und es für ihn nicht besonders attraktiv sei, matschig in der Birne zu sein. Da bleibe er lieber bei Zigaretten. Auf die Entgegnung, dass matschbirnige Bekiffte immerhin besser zu ertragen seien als zugekokste Leute, entspann sich eine Debatte, welche Konsumenten welcher Drogen denn am nervigsten oder am angenehmsten seien. Abschließend geklärt werden konnte das nicht. Vielleicht helfen hier ein paar Erfahrungen mit Crackheads.