Granadas Bürgermeister Francisco Cuenca Rodríguez wurde angezeigt

Luzifers Lichter

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Ginge es nach seinen Gegnern, müsste es um ihn herum wohl stark nach Schwefel riechen: Francisco Cuenca Rodríguez, der seit Juli amtierende Bürgermeister Granadas von der sozialdemokratischen Partei PSOE, hatte vor dem Rathaus an der Plaza del Carmen Weihnachtsbeleuchtung aufhängen lassen, weiße und blaue stilisierte Sterne. Sterne? Nein, umgedrehte Kreuze – Symbole des Leibhaftigen! –, ­davon sind zumindest Mitglieder der rechtsextremen Partei Vox und erzkatholische Fundamentalisten überzeugt.

Macarena Olona, eine Kongressabgeordnete von Vox aus Granada, hatte in einem Tweet am 10.Dezember Panik geschürt: »Ich wollte eigentlich mit meinem Kleinen die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen von Granada genießen. Aber ich werde ihn nicht mitnehmen, weil er Angst bekommen würde. Man hat beschlossen, sie (die Straßen, Anm. d. Red.) mit umgedrehten Kreuzen zu spicken. Kinderträume sollten heilig sein.«

Zwar erreicht sie rund 330 000 Follower auf Twitter, zur »antisatanistischen« Demonstration auf der Plaza del Carmen am 11. Dezember kamen der Polizei zufolge aber lediglich rund 50 Personen mit christlichen Kreuzen und Transparenten, die Cuencas Rücktritt forderten. Am selben Ort fand gleichzeitig zufällig ein anderer Protest statt, eine Gedenkkundgebung für das Opfer eines weiteren Femizids in Granada. Die »Antisatanisten« unterbrachen eine von den Teilnehmern der Gedenkkundgebung eingeforderte Schweigeminute mit dem Singen von Weihnachtsliedern und beteten ein Vaterunser.

Der rechte katholische Anwaltsbund »Abogados Cristianos« reichte Klage gegen Cuenca wegen der Beleuchtung ein, dürfte damit jedoch kaum Erfolg haben. Cuenca war bereits von Mai 2016 bis Juni 2019 Bürgermeister Granadas gewesen, nachdem sein Vorgänger José Torres Hurtado vom rechtskonservativen Partido ­Popular (PP) wegen Korruptionsermittlungen hatte zurücktreten müssen. Im vom PP regierten Saragossa erstrahlt eine fast identische Weihnachtsbeleuchtung wie in Granada, dort beanstandete das allerdings niemand.