Ein Gespräch mit Keith Kahn-Harris Soziologe, über Heavy Metal Studies, Transgression und den Holocaust

»Im Metal ist das Überschreiten von Grenzen wichtig«

Bei aller Liebe für das Böse - nicht selten waren Antisemitismus, Homophobie, Misogynie bei Bands und Fans erkennbar. Doch vieles, was früher toleriert wurde, stößt heute auf Widerstand, sagt Keith Kahn-Harris. Selbst ein Fan, gilt er als führender Experte für Heavy Metal und die jüdische Gemeinde Großbritanniens.
Interview Von

Sie gelten als einer der führenden Experten der Heavy Metal Studies. Wie sind Sie zu diesem Forschungsbereich gekommen, der ja doch recht exotisch klingt?

Ich habe 1996 mit meiner Doktorarbeit begonnen und dabei verschiedene ­Szenen des Extreme Metal (der im Unterschied zum klassischen Heavy Metal auf eine möglichst radikale Ästhetik zielt, Anm. d. Red.) untersucht. Ich habe dazu Fallstudien in Israel, Schweden und Großbritannien gemacht. Es gab zum damaligen Zeitpunkt nur wenige wissenschaftliche Studien zu ­Metal und ich war einer der Allerersten, die zu Extreme-Metal-Szenen geforscht haben. 2007 habe ich dann das Buch »Extreme Metal – Music and Culture on the Edge« veröffentlicht, das auf meiner 2001 erfolgten Promotion basierte, aber auch neueres Material enthielt. Ich habe die Arbeit im Fach Soziologie geschrieben und sah das als Beitrag zu den Studien der Populärwissenschaft. Damals ging ich davon aus, dass meine wissenschaftliche Beschäftigung mit Metal damit zu Ende sei. Aber dann entwickelten sich die Metal Studies und ich bin Teil einer community von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geworden, die mich dazu gedrängt haben, auch weiterhin über Metal zu schreiben.

Die Metal Studies haben sich inzwischen als eigene wissenschaftliche Subdisziplin etabliert. Wie ist es dazu gekommen?

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