Infolge der Covid-19-Pandemie wächst auch hierzulande die Armut weiter

Die Schutzmacht des Kapitals

Der nächste Aufschwung kommt bestimmt. Gleichzeitig schreitet die Verarmung ungebremst voran. Denn bevor das Prekariat seine Ketten verlieren kann, muss es diese noch abbezahlen.

Manche Miseren schaffen es nicht auf die Titelseiten der Zeitungen: Familien, die kaum noch für die Energiekosten aufkommen können, in die Schuldenfalle geratene private Haushalte und prekäre Arbeitsverhältnisse, die den Lebensunterhalt nicht mehr sichern. Die Eskalation der Coronakrise – die steigenden Fallzahlen, die ausgepowerten ­Medizinerinnen und Pfleger, die Intensivstationen an der Belastungsgrenze – verdrängt ein nicht minder dramatisches Problem aus der öffentlichen Wahrnehmung: Infolge der Covid-19-Pandemie wächst die Armut. Genauer gesagt wächst sie infolge der privatwirtschaftlichen und staatsautoritären Regulierung der Pandemie – von Bewältigung kann nicht die Rede sein.

Wer an Armut und Pandemie denkt, hat wohl vor allem Firmenpleiten vor Augen. Sie wurden ab dem Frühjahr 2020 mit schöner Regelmäßigkeit vorhergesagt. Doch die Pleitewelle ist bislang ausgeblieben. Für 2020 hat das statistische Bundesamt im Monatsdurchschnitt vier Insolvenzen auf 10 000 Unternehmen festgestellt, was unter dem Wert von 2019 – 4,8 In­solvenzen auf 10 000 Unternehmen – liegt. Selbstverständlich sollten 2020 Pleiten unbedingt verhindert werden, und so wurde großzügig Kurzarbeitergeld bewilligt und die Insolvenzantragspflicht für Firmen ab März 2020 aus­gesetzt.

Insgesamt ist die Armuts­gefährdungsquote im prosperie­renden Deutschland seit Jahren leicht, aber kontinuierlich gestiegen und lag vor der Pandemie bei 15,9 Prozent.

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