Platte Buch: das zweite Album von School of Zuversicht

Keine Revolte, keine Vision

Kolumne Von

Manchmal wäre es besser, Künstlerinnen und Künstler würden nicht so dick auftragen. Vor allem, wenn sie den Erwartungen, die sie beispielsweise durch einen hochtrabenden Albumtitel wecken, nicht entsprechen können. »An allem ist zu zweifeln«, das zweite Album von School of Zuversicht, ist so ein Fall. Der Titel sei bei Karl Marx entliehen, der die lateinische Version de omnibus dubitandum 1865 als Motto in ein Poesiealbum schrieb. Darunter machen School of Zuversicht, die keine Band, sondern ein »Kollektiv« sein wollen, es nicht.

Wenn, dann ist an der Musik zu (ver)zweifeln: Neu – oder gar kreativ – ist sie nicht, das alles hat man in den vergangenen gut 40 Jahren schon so oder allzu ähnlich gehört. Vorwerfen kann man dies der Gruppe um Patricia Wedler, auch bekannt als DJ Patex, allerdings nur bedingt. Denn das Problem der ständigen Wiederholung des Immergleichen ist dem Popmusikbetrieb ohnehin längst immanent. Auch buchstäblich wird wiederholt, so sind zwei der neun Stücke auf dem Album schlicht Coverversionen der bekannten Lieder »Lost in Music« von Sister Sledge (1979) und »Video Games« von Lana Del Rey (2011). Traurigerweise gehören sie zu den Höhepunkten der Platte. Die weiteren sind rar gesät und meist auf eine gute Hookline beschränkt: »Nur weil du mir deine Wunden zeigst, bist du noch lange nicht mein Heiland«, gehört als Refrain des gleichnamigen Songs dazu. Zwar keine Marx’sche Religionskritik, aber immerhin ein netter Versuch, die Hörerin zumindest kurzfristig von der Lethargie zu befreien, die die Platte auslöst.

»Und wenn am Ende ich nichts wollte als Revolte und Vision / Eine Party ohne Reue, keine Bilder, nur noch Ton«, heißt es im Lied »Urbanes Molekül«. Dabei ist Feiern weder Revolte noch Vision, sondern Zerstreuung mit dem (unabsichtlichen) Nebeneffekt der Reproduktion der Arbeitskraft. Es ist noch an so viel mehr zu zweifeln.