Das Medium: Sushi und der Wahlkampf in ­Norwegen

Party mit Fisch

Kolumne Von

Der Fjord glitzert immer noch im Sonnenschein und auch alles andere geht seinen Gang. Und das, obwohl auch in Norwegen Wahlkampf ist, ein sehr interessanter, noch dazu einer mit vielen Highlights und ausgiebigen Klagen der derzeitigen Regierungschefin Erna Solberg darüber, dass sie gar nicht so gern Sushi mag, wie neuerdings, genauer seit ihrer Geburtstagsfeier, allgemein angenommen wird. Die Feier fand im größeren Rahmen und nicht so diskret statt, wie von ihr wohl erhofft, was insofern ungünstig war, jedenfalls für sie, als wegen Corona größere Feiern verboten waren. Das Sushi-Gelage machte entsprechend viele Schlagzeilen.

Alle Witze, die irgendwas mit rohem Fisch, Reis und Algen zu tun haben, sind in Norwegen mittlerweile gemacht, so dass die Klage der Regierungschefin darüber, dass die Untertanen nun völlig zu Unrecht davon ausgingen, dass Sushi ihr Lieblingsgericht sei, keinem mehr interessierten. Was schade ist, denn es gibt keine Aufstellung darüber, bei welchen offiziellen Gelegenheiten Solberg nun rohen Fisch serviert bekommt. Aber mit den offiziellen Sushi-Partys ist wohl ohnehin bald Schluss, weil es danach aussieht, dass der bürgerliche Block abgewählt wird. Ganz besonders interessant ist, dass die norwegischen Sozialdemokraten in den Umfragen vorne liegen, obwohl man über deren Ernährungsvorlieben nicht viel weiß. Andererseits, so unweigerlich wie deutsche Fußballspieler in den achtziger Jahren auf die Frage nach ihrem Lieblingsgericht »Steak mit Fritten« antworteten, geben die meisten norwegischen Politiker als Lieblingsgetränk maximal ein Glas Wein an. Das ist ziemlich öde, aber dem Vernehmen nach nicht so öde wie das »Kanzler-Triell«, das am Sonntag im deutschen Fernsehen lief und in dem mit keinem Wort erwähnt wurde, was eigentlich künftig arme Menschen zu erwarten haben. Als ob es nicht an der Zeit wäre, dafür zu sorgen, dass sie mehr Geld bekommen, damit das unwürdige Sparenmüssen aufhört.