Yorgen Fenech ist wegen Beihilfe zum Mord an der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia angeklagt

Filmreifes Mordkomplott

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Glatze, Sonnenbrille, Anzug, kantiges Kinn, heruntergezogene Mundwinkel – Yorgen Fenech könnte locker den Bösewicht in einem Agentenfilm spielen. Für Kopfform und Haarausfall kann er natürlich nichts, doch seine schlechte Laune dürfte damit zusammenhängen, dass der 39jährige am Mittwoch voriger Woche von der maltesischen Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zum Mord und krimineller Vereinigung angeklagt worden ist. Sie fordert eine lebenslange Haftstrafe für den Unternehmer, der den Mord an der Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia in Auftrag gegeben und bezahlt haben soll. Caruana Galizia war im Oktober 2017 mit einer Autobombe ermordet worden, sie hatte zuvor zu Geldwäsche und Korruption recherchiert. Ein Mann wurde bereits wegen des Anschlags zu 15 Jahren Haft verurteilt, zwei weitere Verdächtige warten noch auf ihren Prozess. Der Mord führte damals zu einer Regierungskrise, mehrere Minister mussten nach Protesten zurücktreten, zuletzt im Januar 2020 der Ministerpräsident Joseph Muscat. Gegen mehrere ehemalige Minister wird mittlerweile wegen Geldwäsche ermittelt. Doch wer genau die Drahtzieher des Mordes waren, ist noch nicht geklärt.

Fenech war bereits im November 2019 festgenommen worden. Er hatte damals versucht, auf seiner Jacht zu fliehen, nachdem Melvin Theuma (Der verletzte Zeuge), ein Kronzeuge in dem Fall, ihn belastet hatte. Theuma zufolge habe Fe­nech ihm 150000 Euro übergeben und davon geredet, die Journalistin ermordet sehen zu wollen. Fenech streitet die Vorwürfe ab und beschuldigt die damalige Regierung, hinter dem Mordkomplott zu stecken. Tatsächlich kam ein im Juli veröffentlichter unabhängiger Untersuchungsbericht zu dem Schluss, die maltesischen Behörden hätten zwar keine »direkte Rolle« gespielt, jedoch eine »Kultur der Straf­losigkeit« geschaffen und die Journalistin nicht ausreichend beschützt; ihre Ermordung hänge eindeutig mit ihrer Recherchearbeit zusammen.

Caruana Galizia hatte sich unter anderem mit der Konzession für den Bau eines Gaskraftwerk auf Malta beschäftigt, die eine Firma namens 17 Black im Jahr 2013 erhalten hatte und für die Schmiergeld an Briefkastenfirmen von damaligen Regierungsmitgliedern geflossen sein soll. Dass 17 Black Fenech gehört, kam dank der geleakten »Panama Papers« heraus. Stoff für einen Thriller gibt es zumindest genug.