Berenice Quezada ist eine weitere Oppositionelle, die in Nicaragua weggesperrt wurde

Schön weggesperrt

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Wieder eine weniger. Geht es um seine Konkurrenz bei den am 7. November in Nicaragua anstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, möchte der Autokrat Daniel Ortega kein Risiko eingehen. Er verfährt nach der Devise: einfach wegsperren. Vorige Woche hat es die nächste Kandidatin erwischt. In der Nacht zum 4. August wurde Berenice Quezada unter Hausarrest gestellt. Das 27jährige Model, Miss Nicaragua 2017, war am 2. August vom konservativen Oppositionsbündnis Alianza Ciudadanos por la Libertad (CxL) als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin nominiert worden. Die Strafverfolgungsbehörden werfen ihr »Handlungen« vor, »die Hass und Gewalt ­fördern und dazu aufstacheln«.

Mitglieder der sandinistischen Regierungspartei FSLN, die sich selbst »Opfer der Proteste von 2018« nennen, hatten sich über Aussagen Quezadas bezüglich der regimekritischen Proteste beschwert. Nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur hatte Quezada das Fehlen bürgerlicher Freiheiten in Nicaragua kritisiert und an die mehr als 130 politischen Gefangenen der Proteste von 2018 erinnert. »Unsere politischen Gefangenen können nicht wählen«, betonte sie und rief die Bevölkerung zur massenhaften Stimmabgabe am 7. November auf, um die Regierung abzulösen.

Seit Beginn des Wahlkampfs wurden bereits 32 Oppositionelle aus dem Verkehr gezogen, darunter neben Quezada sieben weitere Kandidatinnen und Kandidaten für die Präsidentschaft oder Vizepräsidentschaft (Ortega geht auf Nummer sicher). Dass unter diesen Umständen eine Teilnahme an den Wahlen überhaupt noch Sinn ­ergibt, bezweifeln einige Oppositionelle.

Zweifellos gehört Ortega vor Gericht und danach ins Gefängnis statt für eine weitere Amtszeit an die Staatsspitze, doch auch Teile der Opposition sind nicht ganz koscher. So sollte Quezada an der Seite des Präsidentschaftskandidaten der CxL, Óscar Sobalvarro, kandidieren. Als »Comandante Rubén« war dieser Anführer ­einer rechten Konterguerilla, der Contras, die in den achtziger Jahren, von den USA unterstützt, die Sandinisten bekämpften und für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich waren. Später wurde Sobalvarro illegaler Holzeinschlag vorgeworfen, mittlerweile ist er Viehzüchter.