Der ehemalige ­Güterbahnhof Moabit, eine Erinnerungsstätte mitten im Gewerbegebiet

Begrenzte Erinnerung

Der ehemalige Güterbahnhof Moabit in Berlin, von dem aus die meisten Transporte von Juden in die Vernichtungslager abgingen, steht seit 2016 unter Denkmalschutz. Gruppen, die sich für das Gedenken an diesem Ort einsetzen, kritisieren die Berliner Behörden jedoch noch immer für ihre jahrzehntelange Untätigkeit. Deren Folgen können nur schwer behoben werden.
Reportage Von

Von den Brücken, über die man zu den Berliner S-Bahnstationen Beusselstraße und Westhafen gelangt, hat man Ausblick auf eine weitläufige Schienenlandschaft. Die vielbefahrenen Trassen der Berliner Ringbahn liegen dort direkt neben Gleisen, die zum ehemaligen Güterbahnhof Moabit gehören. Die Anlage wird schon lange nicht mehr für den Güter- und Personenverkehr, sondern nur noch als Betriebsbahnhof genutzt. 1942 und 1943 haben die Nationalsozialisten von dort aus etwa 32 000 Jüdinnen und Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager in Mittel- und Osteuropa deportiert. Damit wurde die Mehrzahl der Deportationen von Juden aus Berlin über Moabit abgewickelt.

Die Spuren der nationalsozialistischen Verbrechen sind heutzutage größtenteils verwischt. Die Transporte gingen von den Gleisen 69, 81 und 82 ab; nur Ersteres ist noch teilweise erhalten. Die ehemalige Deportationsrampe, von der die Menschen in die Züge auf dem Gleis 69 steigen mussten, befindet sich in einem desolaten Zustand. Sie ist 135 Meter lang und liegt auf drei verschiedenen Grundstücken. Eines davon gehört dem Discounterkonzern Lidl, der darauf 2010 einen Supermarkt samt Parkplatz und Autozufahrt errichten ließ. Um die Fläche dafür zu schaffen, wurde ein großer Teil der Rampe zugeschüttet und so eventuell beschädigt. Doch auch der noch sichtbare Teil der Rampe wird bis heute nicht schützend bewahrt – im Gegenteil: Er ist zugewachsen, vermüllt, rostet und bröckelt vor sich hin.

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