IMPRINT: Wie der Neoliberalismus Lebens­verhältnisse und Individuen formt

Beute & Gespenst

Der Neoliberalismus ist weit mehr als nur eine ökonomische Ordnung, er prägt und formt alle Lebens­verhältnisse und die Individuen selbst. Dabei begann der Nachkriegskapitalismus so freundlich – mit dem Neckermann-Katalog und dem Versprechen, dass »Wohlstand für alle« erreichbar sei.
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Die Dinge, die wir herstellen, verkaufen, konsumieren, tauschen, bewahren und entsorgen, sind uns auf besondere Weise vertraut, insofern sie direkte Abbildungen unserer Wünsche, Ängste, Träume und Begierden sind. Und sie sind uns auf besondere Weise fremd, weil sie uns in jedem der Prozesse, von der Herstellung über den Konsum bis zur Abfallentsorgung, entrissen wurden, durch die Macht und Ökonomie der Aneignung, durch den Zerfall von Funktion und Fiktion, durch die Schuld, mit der sie beladen sein müssen, durch ihren eingebauten Verfall, die strukturelle Tücke unserer Objekte: Es ist ein ewiger Kampf mit der Entfremdung, den die Waren führen müssen, sie müssen sich sentimentalisieren, um ihre Fremdheit zu überwinden, sie wollen sich kultivieren, um ihre barbarische Natur zu verbergen, und sie wollen sich naturalisieren, um ihre schiere Künstlichkeit zu verbergen. Schließlich müssen sie sich exotisieren, um über Gewohnheit und Sättigung hin­wegzukommen.

Dies alles ist eine Entwicklung, die an Drastik zunehmen muss. Der Verlust der Emotionen, die einst den heißen Kern aller sozialen Beziehungen bildeten, führt nicht nur zu einer gesteigerten Phantasietätigkeit, sondern auch dazu, dass in den Dingen gesucht wird, was in den Menschen nicht mehr gefunden werden kann. Wenn eine Ware »entlarvt« wird, und sei es aus purer Gewöhnung, dann folgt ihr stets das neue Modell, das »Scheiß drauf« dazu sagt. Und wo die Gefühle in die Dinge gesteckt werden, da fehlen sie naturgemäß zwischen den Menschen.

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