Im Shooters Grill

Vielleicht würde es helfen, wenn man in manchen Köpfen spazieren gehen und sich dann dort, wie bei jeder ordentlichen Besichtigung, ausgiebig umschauen könnte. Andererseits will man vielleicht doch lieber gar nicht so genau wissen, wie unaufgeräumt es bei Lauren Boebert, Qanon-Anhängerin und republikanische Abgeordnete im Repräsentantenhaus, in der obersten Etage aussieht. Und außerdem reicht es, ihre Tweets zu lesen, die immer wieder erstaunlich sind. Nehmen wir zum Beispiel die Botschaft vom 22. Januar, in der sie sich darüber empörte, dass Joe Biden die Rückkehr der USA in das Pariser Klimaabkommen eingeleitet hat.

Da Donald Trump die Klimaerwärmung für eine Erfindung der Chinesen hielt, waren die USA unter seiner Präsidentschaft aus dem Abkommen ausgetreten. Boebert kommentierte Bidens Schritt mit den Worten: »Ich arbeite für die Menschen in Pueblo, nicht für die in Paris.« Dafür erhielt sie fast 60 000 Likes.

Nachdem das geklärt war, tat sie das, was sie meistens tut, nämlich irgendwelchen Verschwörungsmüll zu verlinken und auf ihrem Recht zu beharren, auch beim Kellnern im eigenen Restaurant, dem »Shooters Grill« in Rifle, Colorado, eine Waffe tragen zu dürfen. Vor der Erstürmung des Kapitols tweetete sie »Erinnert euch an die kommenden 48 Stunden« und »Heute ist 1776«.

Nichts allerdings schrieb sie zu den von Parteikollegen erhobenen Vorwürfen, sie habe während des Sturms der Trump-Anhänger auf das Kapitol in einigen Tweets Einzelheiten über den Aufenthaltsort von Abgeordneten veröffentlicht. Nichts darüber, dass mindestens ein mittlerweile wegen der Beteiligung an diesen Ausschreitungen verhafteter Neonazi Monate zuvor vor ihrem Lokal für ein Foto posiert hatte. Dieses Foto hat Boebert mittlerweile von ihrer Facebook-Seite gelöscht, aber es bleiben dort noch genug Bilder einschlägiger Gestalten übrig, dass jederzeit mit weiteren Skandalen zu rechnen ist. Und auch die Frage, ob der Penis ihres Mannes tätowiert ist, ist noch nicht abschließend geklärt.