Homestory #4


Im Moment diskutiert alle Welt, wie das Büro der Zukunft aussehen wird, also das Post-Corona-Office als Schnittstelle zwischen Home­office und Unternehmen. Auch bei Ihrer Lieblingszeitung ist diese Debatte entbrannt. Nicht zuletzt deshalb, weil der Mietvertrag über die Redaktionsräume in der Berliner Gneisenaustraße in naher Zukunft auslaufen wird. Ist es an der Zeit, die Computer einzupacken und weiterzuziehen?

Klar ist, das nächste Redaktionsbüro muss einiges zu bieten haben, damit die Kollegen und Kolleginnen gerne dort zusammen kommen. Ein großer Konferenztisch könnte als Zentrale dienen, schlägt unser Administrator vor. Er wünscht sich ein riesiges Display und Kameras, um den Leuten im Homeoffice zuzuwinken. Im selben Raum soll es eine Kaffeeküche mit Mikrowelle und Spülmaschine geben. Ein Ruheraum (den der Kollege aus dem Layout dringend nötig hat, denn er macht gerne mal während der Arbeit ein Kraft­nickerchen, das sogenannte power nap), ein oder zwei Telefonier- und Besprechungszimmer werden gefordert. Ein paar angrenzende Schreibtische mit verschiebbaren Wänden, so dass auf Wunsch ein oder mehrere Leute alleine oder zusammen arbeiten können. Weitere Wünsche betreffen die Lage: Zentral muss es liegen, und Restaurants, Fitness, Spa, Bar und Club sollen fußläufig zu erreichen sein. Einige Ideen für die neuen Räume gibt es schon, zum Beispiel eine ehemalige Moschee in Kreuzberg, die neue Mieter sucht. Ausgerechnet uns? Passen wir nicht doch besser ins Ku’damm-Loft, wie der Lektor es sich wünscht?

Die Utopisten der »Jungle World« gehen sogar noch einen Schritt weiter. VR-Brillen, Künstliche Intelligenz, gar ein Ausblick wie aus einem Raumschiff wird da gefordert. Aber müssten die Humanoiden, die uns die Arbeit abnehmen, nicht auch entlohnt werden? Immerhin weiß man aus einigen Science-Fiction-Filmen und -Serien, dass diese keineswegs blöd sind. Dann doch lieber virtuelle Katzen, denn die echten Katzen, die von vielen herbeigesehnt werden, müsste man am Wochenende füttern.