Jungle+ Artikel 23.12.2020
Humor in Songs

Lachen gegen den Rest der Welt

Lieder machen die Absurdität des Lebens leichter erträglich. Sie bringen einen zum Lachen – am besten zusammen mit Freunden. So können Lieder zum gemeinsamen Soundtrack des Lebens werden.

Humor ist der Soundtrack der Freundschaft. Er spielt manchmal laut und manchmal leise in den Alltag hinein und er trägt über trübe Zeiten der ­Melancholie. Aus dem Mund eines lieben Freundes beim Betrachten meiner alltäglichen Katastrophen den Satz »Mein Über-Ich macht Scherze über mich!« zu hören, entlockt mir immer wieder ein Lachen. Das eigene Leben selbstironisch zu betrachten und sich nicht ganz so ernst zu nehmen, befreit von der Schwere. Es ist nicht zuletzt die Freundschaft, die aus diesem ironischen Kommentar spricht, die mich vieles leichter ertragen lässt.

Das eigene Leben selbstironisch zu betrachten und sich nicht ganz so ernst zu nehmen, befreit von der Schwere.

Der Satz stammt aus dem »Sigmund-Freud-Song« der von Knarf Rellöm ­gegründeten Hamburger Band Huah!. Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, stellte in seinem kurzen Aufsatz »Der Humor« von 1927 fest, das »Großartige« des Humors liege »offenbar im Triumph des Narzissmus, in der siegreich behaupteten Unverletzlichkeit des Ichs. Das Ich verweigert es, sich durch die Veranlassungen aus der Realität kränken, zum ­Leiden nötigen zu lassen, es beharrt dabei, dass ihm die Traumen der Außenwelt nicht nahegehen können, ja es zeigt, dass sie ihm nur Anlässe zu Lustgewinn sind.« Der Humor resigniere nicht, er sei im Gegenteil trotzig. Das Über-Ich spreche »im Humor tröstlich zum eingeschüchterten Ich« und strebe danach, »das Ich vor Leiden zu bewahren«.

Das Ich zu trösten und sich vor Leiden zu schützen, mögen innerpsychisch wichtige Funktionen sein. Die Verbundenheit aber, die aufscheint, wenn nicht nur ein Freund oder eine Freundin, sondern auch eine Band oder ein Musiker die eigene Lebensrealität mit Humor widerspiegelt, macht den Trotz des Humors gegen die Welt deutlich und lässt einen im Trotz nicht ­allein. So beschrieb denn auch der französische Philosoph Henri Bergson 1900 in einem Essay das Lachen als eine soziale Geste.

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