Homestory #52-53

Homestory

»Jungle bells, jungle bells« singt das tanzende Rentier im Wohnzimmer des musikaffinen Inlandskollegen – wirklich? Nein, es ist ­natürlich »Jingle bells«, aber an mehr oder weniger gelungenen Flachwitzen durfte es während der Produktion dieser Jahresend­ausgabe selbstverständlich nicht fehlen. Die dank lockdown 2 viel Zeit zu Hause verbringenden Kinder benutzen das Rentier jedenfalls beim Warten auf den Weihnachtsmann, um mehr Fernsehzeit zu erpressen. Eine Kollegin aus dem Layout hatte dazu im Chat ­einen Profitipp an den Vater, obwohl ihr Kleinkind noch gar nicht zu solchen Mitteln greifen kann: »Batteriefach!«

Dass es dieses Jahr wegen der Coronaverordnung keine oder zumindest weniger Böllerbatterien geben wird und somit auch der dazugehörige Lärm und Dreck entfallen, erfreut fast alle Redaktionsmitglieder. Zudem fühlen sich diejenigen, die der Stadt nicht wie üblich über Silvester entfliehen können, immerhin etwas erleichtert. Vermissen wird das Feuerwerk jedenfalls kaum jemand (außer vielleicht der Technikkollege mit der verdammt guten Aussicht, aber auch das nur heimlich), eher gibt es Befürchtungen, dass das Verbot rechtlich keinen Bestand hat oder umgangen wird.

Mehrere Kollegen und Kolleginnen wollen sich in den Tagen vor den Feiertagen Covid-19-Schnelltests unterziehen, um über Weihnachten die Eltern zu besuchen oder mit Freunden Raclette zu essen und Wein zu trinken. Wer auf den Verwandtschaftsbesuch verzichtet, bleibt im kleinen Kreis in Berlin oder hat sich zu Videokonferenzen verabredet. Die Menüs sind eher klassisch konzipiert: Es dominiert das Großgeflügel, aber auch Lachs und vegane Rouladen sollen serviert werden, der obligatorische Weihnachtskartoffelsalat darf ebenfalls nicht fehlen.

Besonders intensive Weihnachtsdekorierer gibt es bei Ihrer Lieblingszeitung nicht – oder sie haben sich im Gruppenchat nicht ­geoutet. Hier sticht besonders das in säkularen und religionskritischen Kreisen ungewöhnliche Dekoelement »Ensemble mit Krippenfiguren« eines Kollegen heraus, das dieser als »Erinnerung an Kindheitstage« framt. Der vorgelegte Fotobeweis erregt Bewunderung für das geschmackvolle Arrangement vor der noch untapezierten Schallschutzwand, die treuen Leserinnen und Leser aus der ­vorigen Homestory bekannt ist.

Ein Redakteur hat nur eine Lichterkette auf der Fensterbank – neben einem Topf mit vertrocknetem Rosmarin. Das Team Tannenbaum scheint im Vergleich zur Normalbevölkerung eher unterrepräsentiert, nur eine Kollegin hat das klassische Arrangement aus Tanne, Wachskerzen und Wassereimer daneben aufgebaut. Eine andere hat stattdessen eher punkig in ihrem Hausprojekt den kahlen Baum im Hinterhof mit CDs und Lichterketten geschmückt; sie möchte vermeiden, dass zu viel Weihnachten in die Wohnung schwappt.