Lachen mit Dieter Nuhr

»Niemand denkt diverser als ich!«

Auf eine Schmalzstulle mit Dieter Nuhr.
Die preisgekrönte Reportage Von

Wir treffen Dieter Nuhr auf dem kleinen Parkplatz am Bahnhof Oberursel. »Von hier aus hat man eine angenehme Laufstrecke, hinauf zum Feldberg«, sagt der überraschend ungepflegt auftretende Komiker. Er reicht uns eine Schmalzstulle sowie eine Thermoskanne, bis zum Rand gefüllt mit Obstler. »Erfreuen Sie sich mal schnell dran! Bald werden uns das die Linksnazifrauen aus den USA auch noch verbieten.« Schon nach ein paar Schritten beziehungsweise Schlucken kommt Nuhr in Fahrt. Die Kritik, die ihm seine Besprechung des Buchs von Alice ­Hasters’ eingebracht hat, treibt ihn offenbar immer noch um. »Nun gut, ich habe das Buch nicht gelesen, ich wusste nicht, dass die Autorin Deutsche ist, und ich nehme seit etwa zehn Jahren praktisch überhaupt nichts mehr wahr, was den Horizont meines Ü-80-Publikums übersteigt. Trotzdem ärgert mich die Schein­intellektualität der Debatte!«

Wütend tritt Nuhr ein Eichhörnchen weg, das vergeblich den Dialog mit ihm sucht. »Mich kotzt es an, dass diese arroganten und bornierten Linken hier teilweise aus fremden Ländern kommen und uns alte, weiße Männer als die neuen Nazis hinstellen. Ich finde: Wenn das so weitergeht, sollten wir in Deutschland mal überlegen, ob wir nicht wieder einen Krieg anfangen sollten, um das Ausland zur Räson zu bringen!« Und überhaupt, Rassismus. »Heute ist alles blitzschnell Rassismus, wenn es nach den Leuten geht, die ihn erforschen und ihn erleben. Was ist mit meiner Privatmeinung? Zählt die etwa plötzlich nichts? Wenn die Meinung einer Bevölkerungsgruppe, zum Beispiel die von uns schmierigen Opportunisten, nichts mehr wert ist, dann ist das doch auch eine Form von Rassismus!«

N. uriniert gegen einen Baum, ritzt seine Initialen in das Harz: »D LOVES D«. Dann setzt er seinen Monolog fort: »Niemand denkt diverser als ich! In meiner Sendung kommt sogar eine Frau vor. Und eine Österreicherin! Vorwürfe, meine Art völkisches Kabarett würde unter einer AfD-Regierung genauso funktionieren, weise ich zurück. Es hätte dann nämlich einen noch besseren Sendeplatz!«

N. geht tiefer in den Wald hinein, einen Abhang entlang. Aus dem Tal grüßt ein Reporterteam des Spiegel, das gerade einen Waldspaziergang mit Björn Höcke dokumentiert. ­»Natürlich kriegt man oft Applaus von der falschen Seite. Wichtig ist, ihn einzukalkulieren und ihn immer wieder gezielt zu bedienen. Damit rechnen die nämlich nicht!« Fazit: Nuhr bleibt weiter streitbar. Notfalls allein und auf Facebook.

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.