Corona und Mangel an Logik

Extra viele Spucketröpfchen

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Es ist alles so unlogisch: Dass diejenigen, die Covid-19 für eine Verschwörung halten, die sich die da oben (und Bill Gates) ausgedacht haben, um sie zu unterdrücken und zwangs­zuimpfen, sich nun Schweden als Sehnsuchtsland ausgeguckt haben, zum Beispiel, weil dort alles so frei und schutzmaskenlos und so weiter ist – ausgerechnet Schweden, wo Demonstrationen wie die der »Querdenker« in Berlin nicht hätten stattfinden dürfen, weil dort pandemiebedingt öffentliche Versammlungen von mehr als 50 Personen bis auf weiteres verboten sind.

Oder die drängende Frage einer Boulevardzeitung an Gesundheitsminister Jens Spahn, die da lautete: »Wie gehen Sie mit der Coronawut um, Herr Spahn?« Weil die nämlich wachse – während gleichzeitig an anderer Stelle in eben dieser Zeitung die neueste Umfrage zeigt, dass 90 Prozent der Deutschen finden, Deutschland sei bislang recht gut durch die Coronakrise gekommen, und 70 Prozent die »Querdenker«-Demos für nicht ­gerechtfertigt halten.

Oder die wutbürgereske, derzeit besonders in Social Media gern gestellte rhetorische Frage, warum denn Klassikkonzerte neuerdings erlaubt seien, wenn auch mit weniger Zuhörern als früher, während Fußballfans in den meisten Bundesländern noch nicht in die Stadien dürfen – weil, klar, Klassikanhänger sind für ihre ausdauernden Sprechchöre und Gesänge, durch die extra viele Spucketröpfchen das Virus extra weit durch die Gegend transportieren können, bekannt, und fallen einander nach besonders virtuos vorgetragenen Passagen auch supergern freude- und biertrunken in die Arme.

Wenn nur endlich ein wirksamer Impfstoff erfunden wäre und Schluss wäre mit dem ganzen Blödsinn. Andererseits, vor Corona war eigentlich genauso viel Unlogik, nur halt verteilter und nicht so penetrant, das war auch nicht schön.