Ein Prosit auf Dr. Guttenberg

Der Doktor, dem die CSU vertraut

Karl-Theodor zu Guttenberg hat einen neuen Doktortitel.
Die preisgekrönte Reportage Von

»Es gibt sie noch, die zweiten Chancen!« Es herrscht Festtagsstimmung in der Zentrale der CSU in der Münchner Adamstraße. Strategiereferent Alois Brunzmoser hat schon die dritte Maß intus – und das um halb neun Uhr morgens. Der Anlass ist aber ein durchaus festlicher: Karl-Theodor zu Guttenberg, einst Hoffnungsträger der Partei und der Unionsfraktion, hat seinen Doktortitel wieder! »Damit ist er rehabilitiert«, sagt Brunzmoser und improvisiert vor Freude einen kleinen Schuhplattler. Zuletzt war Guttenberg vor allem als fragwürdiger »Berater« von Briefkastenfirmen wie Philipp Amthors Augustus Intelligence in die Presse geraten – nicht wirklich ein Grund zur Freude für Brunzmoser: »Keine Ahnung, warum der so was nötig hat. Er ist Freiherr, Millionär und sieht für sein Alter auch noch phantastisch aus. Dass er sich mit so gollumartigen Kreaturen wie Amthor einlässt, verstehe ich nicht.«

Seit Jahrzehnten suchen die deutschen Konservativen nach einer Lichtgestalt: einem starken Mann mit weißer Weste, unabhängig, seriös und von den Sachzwängen des Parteienkleinkleins freigestellt. Schon Anfang der zehner Jahre wurde der charmante Adelsganove und Hobbyverteidigungsminister als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt – dann jedoch brachte ihn der Plagiatsskandal um seine Doktorarbeit zu Fall. »Die Wiedergewinnung des Titels ist zentral. Guttenberg ist endlich wieder Doktor, daraus kann man doch eine großartige Heldengeschichte machen: der verfemte Adlige, tief gefallen, ­arbeitet sich aus eigener wissenschaftlicher Kraft wieder in den Stand der Gnade. Prost!«

Dass Guttenbergs neuer Doktorvater seine Universität nicht nur verlassen hat, sondern sie auch gerade verklagt, weil er als Deutscher und als Christ dort »diskriminiert« werde, findet Brunzmoser unproblematisch: »Man kann die beiden als hart ar­beitende Geistesmenschen verkaufen, die im feindlichen Umfeld des Exils überleben wollen.« Ob Guttenberg als eigener Kanzlerkandidat, bayerischer Merz oder Schattenminister im Kabinett Söder auftreten soll, ist noch offen. »Wichtig ist lediglich die Botschaft: In der Union kriegt jeder noch mal einen Neustart. Ganz egal, wie tief einer gefallen, gesunken oder gegangen ist. Das ist ein Zeichen auch an die vielen Möchte­gerngauner da draußen!«

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.