Der madagassische Präsident Andry Rajoelina empfiehlt Kräutertee gegen Covid-1

Immer schön Tee trinken

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Auf dem afrikanischen Kontinent ist es bislang nicht zu der von manchen angekündigten Katastrophe infolge der Covid-19-Pandemie gekommen. Die gemeldete Zahl der Toten liegt weit unterhalb der Europas oder Nordamerikas. Auch deshalb weisen viele Afrikaner Hilfsangebote zurück, die oftmals herablassend als Armenhilfe angepriesen werden. Viel Zustimmung finden Versuche, »afrikanische« Rezepte gegen die Pandemie zu finden. Eines davon, das inzwischen in weiten Teilen des Kontinents Anklang findet, ist die Vermarktung der Pflanze Artemisia annua, des Einjährigen Beifußes. In China findet sie in der traditionellen Heilkunde Anwendung. Auf Bitten des Vietcong, der im Vietnamkrieg viele Soldaten durch Malaria verlor, begann die Volksrepublik 1967 ein großes Forschungsprojekt. Im Zuge dessen gelang es der Wissenschaftlerin Tu Youyou, den Wirkstoff Artemisinin aus dem Gewächs zu isolieren. Dafür erhielt sie 2015 den Nobelpreis für Medizin. ­Artemisinin ist erwiesenermaßen wirksam gegen den Malariaerreger.

Der madagassische Präsident Andry Rajoelina erklärte den Einjährigen Beifuß nun zur afrikanischen Wunderwaffe gegen die Covid-19-Pandemie. Er lässt daraus eine Art Tee zubereiten, dem das einheimische Lorbeergewächs Ravensara aromatica zugesetzt wird. Dieses wird in Madagaskar in der traditionellen Medizin ein­gesetzt. Es soll antibakteriell, antiviral und desinfizierend wirken. Das Getränk wird unter dem Namen »Covid-Organics« vertrieben. Die Liste afrikanischer Länder, die das angebliche Heilmittel bestellen, wird immer länger, vom Senegal über Niger und Äquatorialguinea bis Tansania. Die Staatsführung des westafrikanischen Guinea-Bissau ließ eine größere Ladung einfliegen, um Proben an alle 15 Mitgliedsstaaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft zu verteilen. Die Weltgesundheitsorganisation hält eine medizinische Wirkung gegen Covid-19 nicht für erwiesen. Sie teilte mit, die afrikanische Bevölkerung habe »Medikamente verdient, die nach denselben Standards geprüft wurden wie die für Menschen in der restlichen Welt«. Die Afrikanische Union will das Getränk nun untersuchen lassen. Erwachsenen fügt es nach derzeitigem Kenntnisstand keinen Schaden zu.