Hausbesuch beim Vizekanzler

Trüffelöl für Olaf Scholz

Die preisgekrönte Reportage

Was macht eigentlich Olaf Scholz? Bis März 2018 war der beliebte Hanseat Erster Bürgermeister von Hamburg, machte sich für die vorsorgliche Isolierung vermummter Menschen und die Errichtung musikalischer Prachtbauten stark. Seither genießt Scholz als Vizekanzler einen verdienten Vorruhestand.
Unser Hausbesuch führt uns zu einem aufgeräumten, spitzbübisch grinsenden Frührentner. Stolz holt Scholz eine Packung Klopapier aus dem Familien-SUV: »Habe ich noch beim Libanesen bekommen! Geheimtipp! In den normalen Supermärkten gibt es ja nichts mehr.«

In aller Gemütsruhe schafft der pfiffige Sozialdemokrat die Einkäufe ins Haus, Lebensmittel für mehrere Monate, Berge von Servietten und literweise Trüffelöl. »Ist gut fürs Immunsystem. Das kriegen Sie bald nicht mehr. Haben mir Freunde aus der Partei gesteckt. Also aus der CDU, haha!«

Scholz geht es gut – überraschend gut für einen Mann, der noch vor wenigen Tagen mit einer Twitter-Meldung Spekulationen über seinen Gesundheitszustand nährte: »Heute mache auch ich Homeoffice, nachdem ich mit einer heftigen Erkältung aufgewacht bin. Und sicherheitshalber lasse ich mich testen, in diesen Zeiten ja nicht unwichtig. Als kleiner Nebeneffekt kann ich beim Arbeiten in der Sonne sitzen. Bleibt gesund!« Woher Scholz zu diesem Zeitpunkt einen Coronatest hatte, ist noch nicht bekannt. Aber die sonnige Laune will sich Scholz heute nicht durch Fragen verfinstern lassen. »Wichtig ist: Die Aktienkurse sind wieder leicht gestiegen«, sagt er mit schnellem Blick aufs Handy.

Scholz führt uns in seine weitläufige Wohnküche. »Ich habe der Zeit ein Interview gegeben und zwei Milliarden für die Pflege lockergemacht. Das Menschenmögliche eben!« Seine Frau Britta grüßt uns durchs Plexiglas der Quarantänezelle, die um den Kaminbereich herum errichtet wurde. »Reine Vorsichtsmaßnahme«, so Scholz. »Als Ministerin hat sie viel mit Menschen zu tun und trägt mir immer wieder Erkältungskeime rein. Die Ereignisse von letztem Mittwoch dürfen sich hier nie wiederholen.«

Ob er weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Krise plant? »Lassen Sie sich überraschen«, sagt er verschmitzt, als er uns schon wieder zur Tür hinausdrängt. Dieser Olaf Scholz! Mögen uns sein trockener Humor noch viele Monate erhalten bleiben.

Aus der Urteilsbegründung:
Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.