Missbrauch im deutschen Kinderchor

Soko Singspiel ermittelt

Die preisgekrönte Reportage.
Kolumne Von

Kinderchöre – harmloses Freizeitvergnügen für unsere Kleinsten oder ­bizarre Politsekten zur Instrumentalisierung Schutzbefohlener? Die »Debatte« (T. Buhrow) beziehungsweise »Riesenscheiße« (D. Dath) um das Lied über die »Umweltsau«, das der Kinderchor der DDR des WDR einsang, hat die beliebten Kinderquälvereine ins Zwielicht gerückt.

Wer schickt eigentlich seine Kinder in den Chor? »Beim Profil der Eltern fängt es oft schon an«, sagt Kommissar Jupp Wangenhau, Leiter der Soko Singspiel der Kripo Köln. »Wer seine Kinder nach den Missbrauchsskandalen bei den Regensburger Domspatzen und der Regentschaft von Prügelpater Ratzinger freiwillig in einen Chor gibt, dem können seine Kinder nicht wirklich viel bedeuten. Der sieht sie wohl wirklich als Kanonenfutter in einem Weltanschauungkrieg.« Außerdem sei die meiste Chormusik unsäglich langweilig, auch musikalisches Interesse könne man solchen Eltern nicht nachsagen.

Das Problem liege aber noch tiefer, in der Struktur von Chören selbst begründet, so der Ermittler: »In Chören lernen junge Menschen, das Gleiche zu denken, zu sagen und orchestriert zu handeln – Voraussetzung für extremistische Gewalt jeder Couleur. Chorknaben sind keine Chorknaben!«

Stippvisite in Frankfurt, beim Kinderchor des Hessischen Rundfunks. »Das muss viel brutaler rüberkommen, ihr kleinen Revanchistensäue«, schreit Chorleiter Andy »Pille« Dressler. Jahrelang Frontmann bei der Punkband Scheissediebullen, hat der nur leicht torkelnde Vollblutmusiker jetzt beim »Rotfunk« HR ein Auskommen gefunden. Mit der Gruppe der acht- bis zwölfjährigen Kinder übt er gerade das traditionelle Kinderlied »Vorwärts, Bolschewik« ein. »Fis, ihr Arschlöcher, fis! Wie wollt ihr Faschos treffen, wenn ihr nicht mal ’nen Ton trefft?«

Verängstigt blickt sich der kleine Justus-Korbinian um. Er hat Probleme mit der Liedzeile »Wenn zerquetscht ist jede Laus, die da dient den alten Herrn«. Halblaut sagt er: »Ich finde nicht gut, wenn Tiere gequetscht werden.« »Raus aus meinem Chor, du Realo«, fährt ihn »Pille« an. »Und lass dich hier erst wie­der blicken, wenn du 20 Stunden Molli-Workshop nachweisen kannst!«

Kommissar Wangenhau sieht hier ein erstes Verdachtsmoment: »In ›Vorwärts Bolschewik‹ ist gar kein Fis! Diesen Chorleiter sollten wir uns mal genauer ansehen.«