Engagiertes Alphatier
»Ein engagierter Afrikaner: Was ich für Guinea will«, lautete der Titel eines seiner Bücher, das 2010 veröffentlicht wurde. Einen der Wünsche Alpha Condés kann man knapp zehn Jahre später erahnen, auch ohne das Buch gelesen zu haben: an der Macht zu bleiben.
Der heute 81jährige war 2010 der erste in einigermaßen freien Wahlen gewählte Präsident Guineas seit der Unabhängigkeit der ehemaligen französischen Kolonie im jahr 1958. 2015 wurde Condé für fünf Jahre wiedergewählt. Nächstes Jahr sollte er laut der guineischen Verfassung, die nur zwei Amtszeiten als Präsident erlaubt, eigentlich Platz machen für eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Doch wie so viele Staatsoberhäupter, die die Luft ganz oben schnuppern durften, hat er keine Lust abzutreten und strebt eine dritte Amtszeit an. Damit es nicht verdächtig wirkt, soll die Regel einfach seinen Wünschen angepasst, also die Verfassung geändert werden. Daran war zuletzt Evo Morales in Bolivien gescheitert.
Dass Condé die Verfassung ändern lassen will, wird schon länger vermutet und wurde durch Aussagen verschiedener Regierungsvertreter bekräftigt. Im September äußerte sich der Präsident öffentlich dazu, dass er ein Referendum anstrebe, um die Verfassung zu ändern. »Ich weise den Premierminister an, Konsultationen einzuleiten, um die Meinungen anderer in einem offenen Austausch zu sammeln«, formulierte er sein Ansinnen im nationalen Fernsehen eher vorsichtig.
Doch die Opposition ließ sich nicht beirren: Im Oktober gründete sich die Protestbewegung Nationale Front zur Verteidigung der Verfassung (FNDC), die seither Tausende Menschen auf die Straße bringt, um gegen eine weitere Amtszeit Condés und die Verfassungsreform zu demonstrieren. Die guineischen Ordnungskräfte gehen immer wieder brutal gegen die Protestierenden vor, seit dem 14. Oktober sollen bereits 20 Zivilisten und ein Polizist getötet worden sein. Zuletzt demonstrierten am 10. Dezember Zehntausende in der Hauptstadt Conakry. Die Wahlen sollen am 16. Februar 2020 stattfinden. Doch eine Kandidatur garantiert unter diesen Umständen keinen Wahlsieg. Das musste etwa Condés ehemaliger Amtskollege Abdoulaye Wade 2012 im Nachbarland Senegal erfahren.