Portugal und Spanien streiten sich über die Durchflussmenge des Flusses Tejo

Nach der Dürre kam die Sintflut

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Reportage Von

Dürre Daten

Die beiden grenznahen Talsperren von Cedillo und Alcántara – letztere umfasst ein Volumen von fast 3 200 Kubikhektometern – sind im Besitz von Iberdrola. Der Konzern versucht derzeit, sich mit großangelegten Werbekampagnen ein grünes Image zu verpassen. Täglich habe der Konzern im Oktober und November Wasserproben entnommen, sagt Constantino, um den Schadstoffgehalt wegen der Düngemittel in der Landwirtschaft zu überprüfen.

»Der Cedillo-Wasserstand sank in den letzten Septembertagen von 97 auf knapp 27 Prozent der Füllmenge«, sagt Constantino. Luís Correia (PS), der Bürgermeister von Castelo Branco, hat eine These dazu: »Madrid spekulierte darauf, dass die EU wegen der Dürre und Trockenheit eine Ausnahmesituation feststellt. Das hätte Spanien davon abgehalten, das ausstehende Wasser passieren zulassen, trat jedoch nicht ein.« Constantino sagt dazu: »Nicht einmal in Jahren extremer Dürre war die Durchflussmenge so gering wie 2019 bis zur Öffnung der Schleusen. Bei 69 Prozent der durchschnittlichen ­Niederschlagsmenge wie im Ausnahmejahr 2011/2012 wäre die Anwendung der Schutzklausel möglich gewesen, 2018/2019 jedoch nicht.«

Die staatliche Umweltagentur Agência Portuguesa do Ambiente (APA) prüft zurzeit die Durchflussdaten und Niederschlagswerte. Pro­tejo vermutet, dass es dort Ungereimtheiten gibt. »Wir ­können nicht exakt prüfen, wie viel durchge­lassen wird«, sagt Constantino. »Wir haben nur eine Stelle, an der wir messen können, bei der Talsperre Fratel.« Er ist der Ansicht: »Spanien hat das Abkommen von Albufeira nicht eingehalten.« Es halte mit ­seinen Talsperren einfach mehr Wasser zurück. Constantino sieht darin »eine klare Manipulation der Daten«.
Der Klimawandel könnte die Wassermenge des Tejo weiter reduzieren. ­Prognosen gehen von einem Rückgang um 15 Prozent der Wassermenge aus. Doch auch dann wäre eine Durchflussmenge einzuhalten, die die Ökosysteme auf portugiesischer Seite bewahre, ­betont Constantino. Portugals Umweltminister kündigte derweil an, das Abkommen von Albufeira mit der neuen spanischen Regierung, die sich derzeit nach den Wahlen vom 10. November konstituiert, neu zu verhandeln.

Bürgermeister Correia koordiniert sich derweil mit seinem Amtskollegen in Cedillo, Antonio González von der spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE). Das grenzüberschreitende Naturschutzgebiet, der Inter­nationale Tajo-Naturpark, ein Biosphärenreservat der Unesco, ist für die ­Gemeinden hier das Rückgrat der Lokalökonomie.