Portugal und Spanien streiten sich über die Durchflussmenge des Flusses Tejo

Nach der Dürre kam die Sintflut

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Reportage Von

Leere Speicher

In diesem Jahr flossen ab Oktober sieben Kubikhektometer in der Woche. »Was Spanien macht, ist nicht akzeptabel«, sagte João Matos Fernandes, Portugals Umweltminister von der Sozialistischen Partei (PS), nachdem Spanien im August und September die Schleusen des Tejo geöffnet hatte. »Nicht einmal in Ausnahmedürrejahren kam es zu derart gravierenden Durchflussunterschieden zwischen dem Juli und dem September«, so der Minister im Interview mit der portugiesischen Tageszeitung Público. Binnen nur zwei Wochen flossen 200 Kubikhektometer durch Portugal bis in den Atlantik, ohne dass der portugiesische Stromerzeuger EDP ­reagieren und in seinen Talsperren das Wasser für Landwirte speichern konnte. Zudem hatten die Wassermassen, die auf Monate der Dürre folgten, verheerende Folgen für die Fauna und Flora im Fluss und am Flussufer. Wegen Niedrigwasser in den Speicherseen auf spanischer Seite, das Sauerstoffmangel und Algenwachstum bedingte, waren viele Fische verendet. Die später folgende Flut riss die Ufer ausgetrockneter Flussbetten mit sich. Im September leerte Spanien die grenznahe Talsperre von Cedillo fast gänzlich. Es handelte sich um mehr als ein Drittel der Jahresmenge, und sie floss innerhalb von knapp zwei Monaten.

Kanuausflug auf dem Tejo mit dem Ziel, das ökologische Bewusstsein zu stärken. Im Hintergrund ist die Burg von Almourol auf der gleichnamigen Insel zu sehen, nahe der Gemeinde Praia do Ribatejo.

Bild:
proTEJO – Movimento Pelo Tejo

Portugal hatte seit Februar um mehr Wasser gebeten. Hätte Spanien die ­Wassermenge nicht schließlich freigegeben, wäre eine Sanktionierung durch die Europäische Union die Folge gewesen. Doch so bekam Portugal 440 Kubikhektometer Flusswasser mehr oder weniger auf einmal, 14 Kubik­hektometer am Tag. Dafür ließ man in Spanien auch kleinere Nebenspeicherseen und -flusstäler fast vollends leeren. Dies habe allerdings »katastrophale Folgen für die Ökologie und Wirtschaft in der ärmsten Region Zentralportugals« gehabt, betonte der Umweltminister. Eine Erklärung der spanischen ­Regierung, warum sie so gehandelt habe, erwarte man in Portugal nach wie vor. »Das, was uns zusteht, soll regelmäßig und konstant fließen«, so Fernandes.