Das Sesamstraßen-Dream-Team

Kein Platz für Donald Grump

In der »Sesame Street« wohnen seit 50 Jahren Monster, Menschen und Muppets friedlich zusammen. Solche Diversität gefällt nicht allen, Reaktionäre haben die Serie immer wieder bekämpft. Wir präsentieren unsere Lieblingsbewohner der Straße.

 

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picture alliance / Victoria Will

Elmo ist ein Monster mit rotem Fell, einer orangen kartoffelförmigen Nase und weißen Augen. Er spricht von sich in der dritten Person und liebt Musik. Elmo ist eine der populärsten und politischsten Puppen der Sendung. Im Rahmen eines Projekts mit dem International Rescue Committee (IRC) besuchte er ein Flüchtlingscamp in Jordanien. Als er im Jahr 2017 auf CNN über seine Erfahrungen mit Flucht und Migration sprach, beschwerten sich Eltern und konservative Medien über die Politisierung US-amerikanischer Kinder. Elmo solle lieber mehr kichern, als über Politik zu sprechen, forderten sie. Momentan entwickelt der Sesame Workshop eine Talkshow mit Elmo namens »The Not Too Late Show«, wo er prominente Gäste interviewen wird.

Ernie und Bert

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NDR / Children’s Television Workshop / A. & S. Shevette

Sie schlafen in einem Zimmer, streiten leidenschaftlich und helfen einander, wenn sie krank sind. Die Figuren Ernie und Bert sollten Kindern zeigen, dass auch unterschiedliche Charaktere befreundet sein können. In ­ihrem Song »But I Like You« stellen die beiden fest, dass sie keine gemeinsamen Vorlieben, sich aber dennoch gegenseitig lieb haben. Gerüchte über die sexuelle Orientierung von Ernie und Bert hatten den Machern immer wieder Beschwerden wütender Eltern und konservativer Gruppen eingebracht. Aber auch Bewunderung: 2011 wurde eine Petition initiiert, die forderte, Ernie und Bert in der Sesamstraße endlich heiraten zu lassen. Der Autor Mark Saltzman, der für seine Lieder in der Kinderserie zahlreiche Preise gewonnen hat, sagte im vergangenen Jahr, wenn er Texte für die beiden schrieb, seien sie für ihn immer ein Liebespaar gewesen: »Ich hätte das nie anders deuten können.« Der Sesame Workshop stellte daraufhin die offizielle Version klar: »Wie wir immer gesagt haben, Bert und Ernie sind beste Freunde. Sie bleiben Puppen und haben keine sexuelle Orientierung.«

Oscar

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Screenshot Youtube

Mindestens drei Mal trat eine Donald Trump parodierende Figur in der »Sesame Street« auf – zweimal als »Grouch«, einer Sonderspezies unter den Sesamstraßen-Monstern, und einmal verkörpert von dem Schauspieler Joe Pesci zum 25. Jubiläum der Serie in der Sonderfolge »Stars and Street Forever« von 1994. In dieser Folge will ein gewisser Ronald Grump die Sesamstraße aufkaufen, um darauf einen »Grump ­Tower« zu errichten. Alle Versuche der Bewohnerinnen und Bewohner, ihn mit leidenschaftlichen Appellen davon abzubringen, ihr Zuhause zu zerstören, lassen ihn kalt. Am Ende stellt sich aber heraus, dass die Mülltonne von Oscar, dem Orignal-Grouch der Serie, auf städtischem Gelände steht. Weil Oscar sich weigert umzuziehen, scheitert Grumps Plan.
Die exzentrischen und misanthropischen Grouches leben in Mülltonnen und kaputten Autos. In der US-amerikanischen »Sesame Street« parodieren sie immer wieder konservative Personen des öffentlichen ­Lebens. Häufig stehen sie für den US-amerikanischen Konservatismus und dessen Dauerunzufriedenheit mit der durch »Sesame Street« verkörperten Diversität der USA des 20. Jahrhunderts. Außer »Grump«, der auch einmal als Grouch mit orange-blonder Perücke in einer Parodie von Donald Trumps Fernseh-Show »The Apprentice« erschien, trat zum 40. Jubiläum auch eine an den konservativen Fernsehmoderator von Fox News, Bill O’Reilly, angelehnte Figur unter dem Namen Spill O’Reilly auf, der für »Pox News« arbeitet.

Big Bird (Bibo)

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NDR/Children’s Television Workshop

Big Bird ist ein 2,50 Meter großer, leuchtend gelber Kanarienvogel, der in einem Nest in der Sesamstraße wohnt. Er will alles wissen und ausprobieren und dann darüber philosophieren. »Schlechte Tage passieren jedem, aber wenn dir einer passiert, tue einfach dein Bestes und lasse nie zu, dass du dich an einem schlechten Tag schlecht fühlst.« Um für gesundes Essen zu werben, tanzte er mit Michelle Obama.
Big Birds bester Freund ist Aloysius Snuffleupagus, kurz Snuffy. In frühen Folgen sah niemand außer Big Bird Snuffy, deshalb hielten alle in der »Sesame Street« ihn für eine Erfindung. In zahllosen Folgen versuchte Big Bird erfolglos, Snuffy dem Rest der Nachbarschaft vorzustellen, was zu Vorwürfen führte, dass Big Bird nicht die Wahrheit sagte. Jahre später fanden die Macher der »Sesame Street«, dass es keine gute Idee sei, eine Handlung fortzusetzen, bei der einer ihrer kindlichen Hauptfiguren von Erwachsenen nicht geglaubt wurde. Seit 1985 treffen auch die übrigen Bewohnerinnen und Bewohner Snuffy.

Grover (Grobi)

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NDR / Childrens Television Workshop / Richard Termine / CTW

Grover ist ein blaues, schusseliges und leicht melancholisches Monster, das wechselnde Rollen spielt. In vielen Sketchen ist er als Kellner zu sehen. In Anlehnung an Superman erscheint er zuweilen als sein Alter Ego Super Grover (Supergrobi) mit einem Ritterhelm und einem flatternden Umhang. Super Grover kann fliegen, neigt aber zu Bruchlandungen. Regelmäßig bringt er sich dabei selbst in Schwierigkeiten. 
Im Jahr 2016 erklärte Grover eine Woche vor den US-Präsidentschaftswahlen das Wahlsystem in einem Spot der NGO Electoral College. Eigentlich wolle er selbst kandidieren, sagte er, aber vor allem sei es wichtig, dass die Menschen verstünden, wie die Wahl funktioniere, und dass sie auch selbst teilnehmen sollten.

Cookie Monster (Krümelmonster)

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Cookie Monster ist ein großes Monster mit blauem Fell und rollenden Augen. Es ist immer hungrig und verlangt nach »cooookies«, verspeist aber auch regelmäßig die Dekoration der »Sesamstraßen«-Bühnenbilder mit einem »Omnomnomnom«. Seit einiger Zeit isst es aber auch Gemüse, um Kindern keine schlechten Essgewohnheiten beizubringen. Zuvor hatten bösartige Gerüchte die Runde gemacht, das Krümelmonster wolle auf Süßigkeiten ganz verzichten.

Mr. Hooper (Herr Huber)

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Sesame Workshop

Seine Fliege und seine Hornbrille waren Mr. Hoopers Markenzeichen. Der Laden des etwas launigen, aber gutmütigen älteren Herrn war bis zum Tod von Schaupieler Will Lee 1982 der wichtigste Treffpunkt in der »Sesame Street«. Der typischer New Yorker Eckladen ist eine idealisierte soziale Institution und Erweiterung von Hoopers Persönlichkeit zugleich. »Sesame Street«-Produzent Jon Stone erdachte die Figur, eine der vier ersten »menschlichen« der Serie, als älteren jüdischen Mann – für Betreiber solcher Läden in den späten sechziger Jahren durchaus typisch.
Im Nachruf auf Lee in der New York Times hieß es, Mr. Hooper sei nach einer Umfrage die Figur mit dem höchsten Wiedererkennungswert unter Kindern. Lee stammte selbst aus Brooklyn, seine Besetzung konnte durchaus als politisches Statement verstanden werden: Während der McCarthy-Ära landete der Schauspieler auf einer der berüchtigten »schwarzen Listen«. Lee lehrte an verschie­denen Hoch- und Schauspielschulen, darunter der New School for Social Research in New York.