Die Hizbollah, der Iran und die Bedrohung Israels

»Die Hizbollah ist Teil des iranischen Regimes«

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Interview Von

Wie abhängig ist die Hizbollah vom Iran, finanziell und militärisch?
Die Hizbollah ist von der Unterstützung Irans abhängig und bekommt wegen der Sanktionen immer weniger davon. Neuerdings gibt es ja auch US-amerikanische Sanktionen gegen die Hizbollah selbst, und gegen die iranischen Revolutionsgarden, die die besonderen Förderer der Hizbollah sind. Aber das alles hat immer noch nicht verhindern können, dass der Iran die Hizbollah weiter dabei unterstützt, ihre Raketen zu Präzisionswaffen aufzurüsten, und das ist das wichtigste Rüstungsprojekt der Hizbollah. Außerdem hat diese ihre eigenen Finanzquellen, in der schiitischen Community weltweit und aus dem Drogenhandel.
Ein großer Verlust für die Hizbollah waren die Tunnel, die sie an der israelischen Grenze gebaut hat. Sie hat hunderte Millionen Dollar in diese Tunnel investiert, und die israelische Armee hat sie gefunden und neutralisiert.
Aber im Endeffekt ist die oberste Priorität der Hizbollah militärisch. Wenn sie weniger Ressourcen hat, zahlt sie einfach weniger an die Waisen und Witwen der toten Soldaten, an die Verwundeten aus dem Syrien-Krieg oder die Sozialprojekte im Libanon und investiert weiter ins Militär.

Die US-Politik des »maximalen Drucks« gegen den Iran scheint wirtschaftlich effektiv zu sein. Aber der Iran zeigt auch, dass er Gegendruck ausüben kann, etwa durch Angriffe auf saudische Ölanlagen oder in der Meerenge von Hormus. Welche Aussicht auf Erfolg haben die Sanktionen politisch?
Der Iran hat militärisch geantwortet, weil er verstanden hat, dass Präsident Trumps Rhetorik nur aus leeren Worten bestand. Der Iran spielt auf Zeit, er wartet darauf, dass Trump aus dem Amt scheidet. Er hat auch beobachtet, was mit Nordkorea geschah, und sich entschieden, dasselbe Spiel zu spielen. ­Irgendwann wird der Iran über Nuklearwaffen verfügen und dann sind die USA machtlos. Derzeit ist Trump nicht bereit zu einer militärischen Option, und solange eine solche nicht glaubhaft ist, werden die Iraner weiter angreifen.

Aber kann es überhaupt eine militärische Lösung geben? Müssen nicht sowohl Saudi-Arabien als auch Israel versuchen, einen militärischen Konflikt um jeden Preis zu verhindern, weil beide so verwundbar sind?
Für beide Länder ist dabei vor allem die US-amerikanische Haltung entscheidend. Israel ist durchaus bereit, alle Risiken auf sich zu nehmen, um dem Iran nicht zu erlauben, sich in Syrien zu etablieren oder sein Nuklearprogramm weiterzuverfolgen. Und Saudi-Arabien? Mit all der Ausrüstung, den vielen Milliarden US-Dollar, die sie in Flugzeuge, Raketen und Raketenabwehr investiert haben, haben die Saudis es nicht geschafft, ernsthaft auf die iranische Herausforderung zu antworten. Was jetzt in Syrien geschehen ist, wird den Willen Saudi-Arabiens und der Emirate, gegen den Iran vorzugehen, noch weiter schwächen.