Die Hizbollah, der Iran und die Bedrohung Israels

»Die Hizbollah ist Teil des iranischen Regimes«

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Interview Von

Wie ist die Hizbollah ideologisch mit dem iranischen Regime verbunden?
Nicht nur ideologisch, auch organi­satorisch. Der erste Titel Hassan Nasrallahs ist nicht Generalsekretär der ­Hizbollah, sondern »Oberster Repräsentant von Ayatollah Khomeini im Libanon«. Das stand auf der Website der Hizbollah bis 2005. Das hat man entfernt, weil die Hizbollah im Libanon als politische Partei auftreten wollte. Wenn man sich Reden Nasrallahs oder seines Stellvertreters anschaut, sagen sie sehr deutlich, dass die einzige Autorität, die sie akzeptierten, nicht der libanesische Präsident sei, sondern die spirituelle Autorität von Ayatollah Khomeini. Sie haben selbst gesagt, dass sie im Krieg 2006 vom Iran den Befehl erhalten hätten, israelische Zivilisten mit Raketen anzugreifen. Und bis heute ist das so. Man muss sich nur anschauen, wie der Iran die Hizbollah nutzt im Irak oder sogar im Jemen, wo sie die Houthi-Miliz ausbildet.

Kann die Hizbollah auch eigenständig Entscheidungen treffen?
Ich denke, die finalen Entscheidungen werden im Iran gefällt. Selbstverständlich muss die Hizbollah auch die Interessen der schiitischen Bevölkerung im Libanon beachten. Aber es gibt diesen Spruch: »Das iranische Regime wird bis zum letzten Mann der Hizbollah kämpfen.«
Auch in Syrien werden die meisten ausländischen Kämpfer nicht von der iranischen Revolutionsgarde, sondern von anderen schiitischen Milizen und von der Hizbollah gestellt. Diese hat dort schon über 2 000 Soldaten verloren, der Iran viel weniger. Er versucht, eigene Verluste zu vermeiden, er nutzt lieber Stellvertreter. Seit 15 Jahren ist das seine Strategie, im Jemen, im Irak und im Kampf gegen den Islamischen Staat.
Inzwischen versucht die Hizbollah, aus Syrien eine stabile Basis zu machen, wie sie im Libanon eine hat. In den vergangenen drei Jahren hat die israelische Regierung verstanden, dass das ein riesiges strategisches Problem ist. Und dabei hat Israel schon ein riesiges Problem, nämlich das Raketenarsenal der Hizbollah, das die gesamte Zivilbevölkerung Israels bedroht.

Wie geht Israel mit der Präsenz der Hizbollah in Syrien um?
In den vergangenen drei Jahren hat die israelische Politik sehr erfolgreich agiert, auch durch eine Kooperation mit Russland. Bislang konnte Israel verhindern, dass der Iran und die Hizbollah im Süden Syriens eine echte Basis etablieren. Aber die Ereignisse der vergangenen Wochen könnten das ­ändern, vor allem der türkische Einfall in Syrien. Weil die USA das kurdische Territorium verlassen, können die Kurden ihre Selbstverwaltung nicht länger behaupten und müssen mit dem syrischen Regime und Russland kooperieren. Damit ist die Landverbindung zwischen dem Libanon und dem Iran, die die Iraner im Norden Syriens schaffen wollten, plötzlich weit offen.