Schattenwirtschaft der Hizbollah

Der Terror-Konzern

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Die Hizbollah kontrolliert weite Gebiete entlang der syrisch-libanesischen Grenze. Sie führt auch diverse Waren über legale Grenzübergänge ein. Der Schaden durch Zollbetrug im Libanon wird auf 200 bis 600 Millionen US-Dollar jährlich geschätzt. Die Hizbollah kontrolliert auch die libanesischen Häfen und verfügt über eine eigene Einfuhrschleuse am Beirut International Airport. Güter, die als dem sogenannten islamischen Widerstand dienlich deklariert werden, verlassen – vom Zoll ungeprüft – den Flughafen über diese »grüne Schleuse«. 

Die französischsprachige Zeitschrift Le Commerce du Levant berichtete im November 2018 unter Berufung auf einen anonymen Experten, dass die ­Hizbollah auch hinter dem Schmuggel von Iso­pro­pa­nol nach Syrien stehe. Die Substanz wird für die Herstellung des Nervengases Sarin verwendet. Ein belgisches Gericht befand im April 2019 drei flämische Firmen für schuldig, trotz Sanktionen insgesamt 99 Tonnen Isopropanol nach Syrien und 69 in den Libanon exportiert zu haben.

Seit der Wiederaufnahme der US-Sanktionen gegen den Iran im Mai 2018 verdreifachte sich die Einfuhr iranischer Metalle in den Libanon. Gemessen am Gesamtimport ist der iranische Anteil klein, zumindest offiziell. Denn oftmals werden Lieferungen über die Türkei abgewickelt und Container umdeklariert; sie erscheinen dann als türkische Importe. Zudem erreicht iranisches Eisen den Libanon über Schmugglerrouten. Sein Wert wird von libanesischen Eisenhändlern auf 17 Millionen US-Dollar jährlich ­geschätzt. Iranische Eisenwaren werden etwa 20 Prozent billiger gehandelt als lokale Erzeugnisse. Das Eisengeschäft zahlt sich doppelt aus: Die Hizbollah verdient mit und verschafft dem Iran auch noch dringend benötigte harte Devisen.
Regieren als Einnahmequelle

Erstmalig erhielt die Hizbollah 2005 zwei Ministerämter und hoffte, damit staatliche Mittel zu erlangen. Sogar die Erzfeindschaft mit Israel kennt Grenzen, wenn es um Geld geht. Laut der libanesischen ­Zeitung al-Mudun unterstützt die Hizbollah eine Einigung der libanesischen Regierung mit Israel über die Aufteilung der Offshore-Gasfelder vor der libanesisch-israelischen Küste. Offenbar wittert die Organisation das Geschäft mit dem Erdgas.

Auch die USA wissen, dass die Hizbollah neue Finanzquellen sucht. Kürzlich warnte der US-Außenminister Mike Pompeo den Libanon davor, der Hizbollah den Missbrauch staatlicher Gelder zu gestatten. Die US-Botschaft lud im September wichtige Vertreter libanesischer Parteien auf den im Hafen von Beirut ankernden Zerstörer »USS Ramage« ein. Repräsentanten der Hizbollah waren nicht darunter. Kurz darauf sicherte der Beauftragte für die Bekämpfung von Terrorfinanzierung bei der US-Finanzbehörde, Marshall Billingslea, dem Libanon weitere Unterstützung gegen den Einfluss der Hizbollah zu. Er kündigte zudem an, auch die Helfer der Terrororganisation unabhängig von ihrer Konfession oder Parteizugehörigkeit zu sanktionieren – eine Warnung an Präsident Michel Aouns Partei Free Patriotic Movement.