Schattenwirtschaft der Hizbollah

Der Terror-Konzern

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Doch der Partei geht das Geld aus. Generalsekretär Nasrallah rief im März den »Finanzjihad« (jihaad bil maal) aus. Die Hizbollah bat um Spenden und richtete unter anderem eine Hotline ein, unter der sie diese telefonisch entgegennahm. Sie entließ Personal, stellte Dienstleistungen ein und schickte Kämpfer in den Urlaub. Die der ­Hizbollah nahestehende Zeitung al-Akhbar berichtete im September, dass die Partei ihre Aktivitäten um 39 Prozent reduziert habe. Informationen der libanesischen Online-Zeitung al-Mudun zufolge schlossen etwa 3 500 Einrichtungen. Gehälter von Hizbollah-Kämpfern seien zum Teil halbiert worden.
Schatten über der Parallelökonomie

Politisch gelang der Hizbollah die Einbindung in das libanesische Parteiensystem, ökonomisch aber betreibt sie eine Parallelwirtschaft. Laut Interna­tionalem Währungsfonds entspricht die Größe der Schattenwirtschaft im Libanon 31,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Nach dem libanesischen Staat ist die Hizbollah der zweitgrößte Arbeitgeber im Land. Sie betreibt Krankenhäuser, Schulen, Apotheken, Bau- und Immobilienfirmen, Banken, Supermärkte, Handels-, Kommunikations- und Logistikunternehmen sowie Offshore-Gesellschaften, die im Öl- und Gasgeschäft operieren. Ihr Firmennetzwerk basiert auf formeller und informeller Teilhabe. Zudem bestehen Scheingesellschaften im Libanon und weltweit, die Gelder aus Schmuggel- und Drogengeschäften waschen.

Zu dem Netzwerk gehört auch die Stars Group Holding der Brüder Amhaz. Das Telekommunikationsunternehmen führt neben dem Verkauf von Telefonen und Tablets Hochtechnologie in den Libanon ein. 2014 wurde bekannt, dass es technische »dual-use«-Bau­teile importiert hatte, die für Drohnen sowie Zielvorrichtungen für Raketen eingesetzt werden können. Im Juli 2019 geriet ein Beiruter Vergnügungspark, »Fantasy World«, in die Schlagzeilen. Gebaut wurde er von der al-Inmaa Group GmbH. Ihr Inhaber ist Adham Tabaja, der wohl prominenteste Finanzier der Hizbollah. Er wird seit 2015 auf der US-Sanktionsliste geführt. Die al-Inmaa Group verbirgt sich hinter zahlreichen Infrastrukturprojekten im Libanon und im irakischen Ölsektor.

Zwei Banken, die in den Narkoterrorismus (siehe Seite 4) und Geldwäsche involviert waren, sind die Lebanese Canadian Bank sowie die Jammal Trust Bank. Die US-Finanzbehörde betrachtet beide als elementar für die Finanzgeschäfte der Hizbollah. Beide Banken wurden mittlerweile geschlossen. Seit 2014 versuchen die USA, die monetären Transaktionen der »Partei Gottes« zu erschweren. Der Hezbollah International Financing Prevention Act (HIFPA) sanktioniert Finanzinstitutionen, die solche Transaktionen ermöglichen.