Streit um Konföderiertendenkmäler in den USA

Die Denkmäler der Sklavenhalter

Seite 3 – Erklären ist nicht genug
Reportage Von

Viele Denkmäler sind dem vermeintlich heroischen Kampf von konföderierten Generälen oder Soldaten gewidmet. Andere vermitteln, nach dem Krieg habe eine erfolgreiche Verbrüderung stattgefunden, etwa das »Friedensdenkmal« im Piedmont Park in Atlanta. Es zeigt einen Engel, der einen konfö­derierten Soldaten hält und ihm bedeutet, seine Waffe niederzulegen. Das 1911 errichtete Monument gedenkt der Gate City Guard, einer 1857 gegründeten privaten Miliz, deren Mitglieder zu den Ersten zählten, die dem Aufruf von Präsident Davis zur Bereitstellung von Truppen gefolgt waren, und sich nach dem Krieg auf Versöhnungs­mission mit Nordstaatentruppen ­getroffen hatten. Die Inschrift auf dem Denkmal erklärt lediglich, die Milizionäre hätten zunächst »gewissenhaft die Sache der Konföderierten hochgehalten«, und spricht von der »Wiederherstellung brüderlicher Gefühle« nach dem Krieg. Nicht erwähnt wird, worin »die Sache« bestand und wer unter ihr zu leiden hatte beziehungsweise wer für deren Fortbestand ­versklavt wurde. Die Kommission der Stadt Atlanta befand, diese Auslassung spiele in die Hände der »Lost Cause«-Ideologie.

Deren Anhänger rationalisieren den Bürgerkrieg als gerechten Kampf für die Unabhängigkeit der Südstaaten von der Zentralregierung in Washington, D.C., und gegen die vermeintliche Aggression des Nordens gegen den »südlichen Lebensstil«. Die Südstaaten hätten den Krieg verloren, aber seine Nacherzählung gewonnen, resümieren Historiker den Erfolg dieser Darstellung der Geschichte.

Wurde schon zum Ziel von Farbattacken: die Friedensstatue in Atlanta.

Bild:
Moritz Wichmann

Eine Anfang August am Friedensdenkmal aufgestellte Tafel erklärt nun, dieses sei vor allem eines der »Verbrüderung weißer Soldaten in Nord und Süd gewesen, die durch ihre Zustimmung zu in beiden Landesteilen gegen Ende des 19. Jahrhunderts verabschiedeten Segregationsgesetzen verbunden waren«. Erwähnt wird auch die Sklavereifrage als wesentliche Kriegsursache und dass das Denkmal die 200 000 schwarzen Soldaten der Armee der Nordstaaten mit keinem Wort erwähne und so ausschließe.

Rose lehnt diesen Kompromiss ab, mit dem die Stadt aufgrund der Gesetzeslage, die den Abbau verbietet, den Kontext mit Tafeln zu erklären sucht. Er sieht die Stadt, in der Schwarze in der Mehrheit sind, als »Oase in einem Meer von Diskriminierung« – gemeint ist das überwiegend konservative Georgia. Gerade deswegen müsse Atlanta vorangehen: »Die Konföderierten-Denkmäler müssen weg.« Die Stadt und ihre Bürgermeisterin dürften keine Kompromisse eingehen, die Gesetze zur Erhaltung der Denkmäler müssten »vor Gericht angegriffen werden«. Die Bürgerrechtsbewegung gehe schließlich seit Jahrzehnten gegen ungerechte Gesetze vor. »Und wenn wir eine Strafe zahlen müssen, dann zahlen wir eben eine Strafe«, so Rose. Doch in diesem Fall, in dem es kein Verbandsklagerecht gibt, könnte die NAACP nicht vor Gericht ziehen, da man nur klagen kann, wenn man selbst persönlich betroffen ist. Die NAACP könnte nur als Nebenkläger auftreten, falls die Stadt gegen ein Verbot des Bundesstaats klagt. Denn die Stadt wäre nach Entfernung einer Statue als »Geschädigte direkt vom Gesetz betroffen«, erklärt Rose.

Wollte die Stadt Atlanta die Statuen wirklich abbauen, könnte sie das, ist sich auch Diaz sicher. Er verweist auf den Fall New Orleans: »Das Gesetz verbot die Zerstörung der Denkmäler, also hat man sie einfach alle in eine Lagerhalle gebracht.« Das ist in Georgia allerdings nicht möglich, da seit einer Gesetzesverschärfung in diesem Jahr ­abgebaute Denkmäler an »ähnlich repräsentativen Orten« wieder aufgestellt werden müssen.