Die preisgekrönte Reportage

Thunberg mit Sardelle verwechselt

Greta Thunberg überquert den Atlantik, um ihre krude Botschaft in den USA zu verbreiten. Hätte sie dafür nicht einfach eine E-Mail schreiben können? Wir haben den Teenager zur Rede gestellt.
Kolumne Von

»Da ist sie«, ruft unser Pilot. Tatsächlich: Der weiße Bug des schlanken Luxuskahns spiegelt sich in den Wellen des Atlantik, von oben für uns kaum zu erkennen. Ohne Zweifel, es ist die »Malizia II«, Greta Thunbergs plombiertes Bunkerschiff. Darin überquert der im Regenmantel fest verschweißte Teenager den Atlantik, um seine krude Botschaft auch in den USA zu verbreiten.

»Hättest du dafür nicht auch einfach eine E-Mail schreiben können, Greta?« rufe ich durch mein Megaphon, als unser Helikopter sich langsam zu der schwankenden Yacht ­herablässt. Keine Antwort. Ihre Fans wären vermutlich begeistert und würden den Taschenrechner zücken: Der CO2-Ausstoß, den die gegen den Lärm des Helikopters geschrieene Antwort von Greta verursacht hätte, entspräche gut fünf Dutzend Rinderrouladen. Mithin konnten wieder zwei Hektar Regenwald gerettet werden. Argumente, die oberflächlich einleuchten. Dennoch: Der Ton macht die Musik.

Ich lasse mich mit einer Strickleiter zum Boot herunter. In meinem Traveller-Rucksack habe ich Geschenke für die Ökos dabei: Avocados, un­fair hergestellte Schokolade, Minutensteaks vom Aldi. »Ihr müsst doch völlig ausgezehrt sein!« lache ich. Ich bleibe mit meiner Fröhlichkeit alleine. Einer der Matrosen sieht mich ratlos an, macht eine Scheibenwischergeste. Die grimmige Entschlossenheit der Besatzung erinnert an die einer Sekte, etwa an Scientology, die albanische Ma­fia oder die mit den Payback­-Punkten.

»Bringt mich zu eurer Anführerin«, rufe ich in mein Megaphon. »Ich möchte ihr die Widersprüche in ihrer Ideologie nachweisen!«

Keine Reaktion. Mit welcher Gleichgültigkeit, ja Kälte hier dem öffent­lichen Bloßstellungsauftrag eines Journalisten begegnet wird, macht ein bisschen sprachlos. Die Klimaretter ziehen an Tauen, reffen die Klüsen, bahnern die Pasemacken. Die Motorengeräusche auf Gretas Yacht werden lauter. Ein Fangnetz wird eingeholt, voll mit Sardellen. Jemand schreit etwas auf Portugiesisch. Fisch­innereien flutschen über das Deck. Ist das wirklich Gretas Klima-U-Boot? »Ich möchte darlegen, warum eure Klimahysterie falsch ist«, rufe ich noch einmal etwas mutlos in den Wind.

Viele Stunden später kann mich die Küstenwache endlich zurückbringen. Die Minutensteaks sind inzwischen abgelaufen. Auch daran ist letztlich Greta schuld!