Rechtsterrorismus in den USA

Rassenwahn und Sturmgewehre

Seite 5 – Umdenken zeichnet sich ab

Gut möglich also, dass die Macht der NRA wegen ihrer internen Finanzskandale langsam zu bröckeln beginnt, zumal die Schießereien an Schulen in Newtown 2012 und Parkland 2018 die Zahl von Waffengegnern in der jungen Generation vergrößert haben. Erstmals gibt es in den USA nun auch gut finanzierte Organisationen für schär­fere Waffengesetze, beispielsweise die NGO Everytown for Gun Safety, deren politischer Einfluss der NRA in Zukunft durchaus Konkurrenz machen könnte. Auch zeigen Online-Proteste mittlerweile Wirkung – viele Großhändler in den USA, wie beispielsweise Dick’s Sporting Goods und Walmart, haben sich dem Druck waffenkritischer Konsumenten gebeugt und verkaufen keine Automatikgewehre mehr.

Die Debatte über Schusswaffen könnte für die Republikaner auf lange Sicht zur Belastung werden. Tatsächlich gab es am Wochenende Anzeichen für etwas Bewegung. Mitch McConnell, der republikanische Mehrheitsführer im Senat, schloss in einem Radiointerview eine zaghafte Reform nicht mehr kategorisch aus. Noch ist der Kongress in der Sommerpause. Das Magazin Politico berichtete am Wochenende, Trump telefoniere mit Senatoren und Abgeordneten, um eine Strategie zu erarbeiten. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Morning Consult vom 9. August zufolge befürworten immerhin 55 Prozent der befragten konservativen Wählerinnen und Wähler ein Verbot von Sturmgewehren, aber gerade das hat die Parteispitze bislang immer vehement abgelehnt.

Zumindest einige republikanische Politiker haben sich nach den jüngsten Schießereien dem Ruf nach schärferen Waffengesetzen angeschlossen. Unter ihnen ist auch der konservative Kongressabgeordnete Mike Turner aus Ohio, denn dessen Tochter war bei der Schießerei in Dayton zufällig anwesend. Sie hat das Massaker überlebt. Wenn es um die eigenen Kinder – oder die eigene politische Zukunft – geht, kann es also zu einem Umdenken kommen. Ansonsten ist den Republikanern, allen voran Trump, die Gefährdung der Bevölkerung offensichtlich gleichgültig.