Sun Ras »Space Is the Place« auf Blu-ray

Kosmische Emanzipation

Seite 4 – Sexismus, Gewalt und Drogen

In dieser Schlüsselszene des Films wird deutlich, dass es Sun Ra anders als der schwarzen Bürgerrechtsbewegung nicht um eine Integration in die US-amerikanische Gesellschaft ging, da ihm eine tatsächlich verwirklichte Integration utopischer erschien, als im Weltall eine Schwarze Kolonie zu gründen.

»Space Is the Place« von Regisseur John Coney ist ein wilder Genremix aus Dokumentarfilm, Science-Fiction, biblischer Erlösungsstory und Blaxploitation. Wie auch in anderen Filmen dieses afroamerikanischen Genres werden in »Space Is the Place« Menschen repräsentiert, die vorher keine Repräsentation im Kino erfahren haben: Schwarze Heldenfiguren. Blaxploitation war, entstanden in den späten sechziger Jahren, eine afroamerikanische Selbstermächtigung im Film, der erzwungenen Passivität der einstigen Sklaverei wurden überzogen gezeichnete schwarze Protagonisten entgegengestellt, Drogenbosse und Gangster, Agenten und Draufgänger, konsequent gefilmt aus einer schwarzen Perspektive. Die Low-Budget-Filme haben mit ihrer Ästhetik, dem Style ihrer meist männlichen, groben und potenten Protagonisten auch den Look von Bewegungen wie der Black Panther Party mit geprägt.

Doch auch hier widersetzt sich Sun Ra allen Erwartungen: Zwar steht der Film in der Tradition des Blaxploitation-Genres, allerdings haben die Drehbuchautoren Sun Ra und Joshua Smith zugleich eine kritischen Aus­einandersetzung mit den problematischen Aspekten dieses Genres intendiert. Die von Waffen, Geld und Frauen besessene Figur »The Overseer«, ein klassischer Blaxploitation-Charakter, wird in »Space Is the Place« zum Antagonisten des positiven Helden Sun Ra. Gerade die Aspekte, die in Blaxploitation-Filmen den Helden definieren, werden hier problematisiert: Sexismus, Gewalt und Drogen.