Alte, weiße Frauen an der Macht

Das Ende des Patriarchats

Seite 4 – Keine Rückkehr ins Paradies

Die Aufregung über das besagte Foto habe gezeigt, dass das Patriarchat noch längst nicht zu Ende ist, sagen manche. Das ist Unsinn: Es erregte Aufsehen, weil es einen realen Wandel, der sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vollzogen hat, für alle sichtbar machte. Die Aufregung kam daher, dass jetzt auch die Allerletzten einsehen mussten, dass sich die Zeiten geändert haben.

Das Patriarchat ist vorbei. Was danach kommt, ist nicht ausgemacht.

Das Ende des Patriarchats ist keine Rückkehr ins Paradies, sondern das Ende einer spezifischen Ordnung. Was danach kommt, ist nicht ausgemacht. Die Kämpfe und Turbulenzen zeigen, was hier auf dem Spiel steht. Das Wüten von Patriarchen-Zombies wie Donald Trump, Wladimir Putin oder Recep Tayyip Erdoğan zeigt, was passiert, wenn diese versuchen, sich der Fesseln einer politischen Ordnung zu entledigen, in der alte Privilegien nicht mehr selbstverständlich sind. Es lohnt sich sehr, in diesem Zusammenhang die 1996 erschienene Flugschrift des Mailänder Frauenbuchladens »Das Patriarchat ist zu Ende« noch einmal zu lesen (auf Deutsch im Christel-Göttert-Verlag erschienen). Die Italienerinnen sahen darin genau dieses Chaos und sogar den aufsteigenden Rechtspopulismus vorher und dachten darüber nach, was Feministinnen in solchen Zeiten sinnvollerweise tun könnten, nämlich daran arbeiten, eine andere, eine »postpatriarchale« Ordnung zu schaffen.

Auf gar keinen Fall bedeutet das Ende des Patriarchats nämlich zugleich das Ende des Feminismus, wie manchmal gesagt wird. Ganz im Gegenteil: Es ist sein Anfang. Je mehr Einfluss und Macht Frauen haben, umso wichtiger ist es, was sie tun. Feminismus bedeutet nicht, dass Frauen dasselbe machen dürfen wie Männer. Sondern es geht um Freiheit (auch für Frauen), und um Gerechtigkeit und gutes Leben für alle fast acht Milliarden Menschen auf dieser Welt. Das Ende des Patriarchats war nur ein Etappensieg.