Die Bevölkerung in Ecuador stimmt gegen Bergbauprojekte

Schützen statt schürfen

Seite 2 – Fördern am Naturschutzgebiet
Reportage Von

Patiño weist dem Fahrer des Pick ups den Weg bis vor das Tor des Bergbaucamps, das mit einem dicken Schloss versperrt ist. »Vor dem Referendum wurden alle Arbeiten eingestellt. Das Areal ist verlassen«, sagt er, steigt aus, klettert über den Betonpfeiler des ­Tores und lässt sich auf der anderen Seite herabgleiten. »Kommt, hier ist doch niemand«, ruft er Quesada und dem Fahrer aufmunternd zu und deutet mit einem Grinsen auf ein Transparent hinter dem Eingangstor: »Gracias por visitar la nueva minería« – »Danke für den Besuch der neuen Mine« bedeutet das sinngemäß. Unter dem Slogan ist das Logo des Bergbaukonzerns INV Metals Inc. zu sehen.
»Loma Larga« (langer Hügel) heißt das Förderprojekt mittlerweile. Es wurde umgetauft. »Nichts soll daran erinnern, dass Konzern und Regierung am Rande eines Naturschutzgebiets fördern wollen«, ärgert sich Quesada. Es geht um 2,2 Millionen Unzen Gold, 13,3 Millionen Unzen Silber und 44 000 Tonnen Kupfer, die INV Metals Inc. hier aus dem Boden holen will. Für das 2006 in Toronto gegrün­dete Unternehmen ist die geplante Mine im Süden Ecuadors das größte bisher geplante Bergbauprojekt. Die Konzession dafür wurde dem kanadischen Konkurrenten IAM Gold Corporation 2013 abgekauft und danach wurden die Studien zur Vorbereitung der Förderung vorangetrieben.
Dabei ging das Unternehmen sogar auf die Proteste der Bevölkerung ein und verlegte die Förderung unter die Erde, statt offenen Tagebau zu betreiben. Nun sollen Tunnel in den Fels gebohrt werden. »Hier sind weiß angemalte Betonpfosten mit Nummern zu sehen, die als Markierungen dienen. Doch für uns ist das kein Kompromiss – uns geht es um das Wasser, und wer ­garantiert uns, dass es nicht kontaminiert wird oder deutlich weniger unten ankommt?«, fragt Quesada.

Er lebt von einem knappen Dutzend Milchkühen, ist Vater einer kleinen Tochter und denkt an deren Zukunft. »Ich war in Peru, habe gleich mehrere Minen, darunter die größte Goldmine Lateinamerikas, Yanacocha, besucht. Da habe ich begriffen, dass es keinen sauberen Bergbau gibt«, sagt er. Vertrauen in den modernen Bergbau, wie es die Minenbetreiber und das zu­ständige Ministerium propagieren, habe er nicht mehr. Das gilt auch für das Gros der Bevölkerung in der Region von Girón und der Provinz Azuay. Diese lebt von der Viehhaltung und der Landwirtschaft und das nicht schlecht. ­Offene Armut ist in der Region von Girón und den umliegenden Dörfern wie San Gerardo oder Cauquil nicht zu sehen. Den bescheidenen Wohlstand, den sich die Menschen erarbeitet ­haben, wollen sie genauso wenig verlieren wie die einzigartige, von Wasserfällen, Quellen und Nebelwäldern ­geprägte Landschaft rund um den Parámo von Quimsacocha