Warum Megan Rapinoe gegen Trump ballert

Captain America

Seite 4 – »Geschmacklose Vorwürfe«

Wie Kaepernick und die Football-Spieler, die es ihm gleichtaten, wurde auch sie extrem angefeindet, beleidigt und bedroht – ungerührt erklärte sie umgehend, dass sie auch weiterhin beim Abspiel der Nationalhymne knien werde. Beim folgenden Auswärtsspiel am 7. September gegen Washington Spirit wurde die Hymne abgespielt, bevor die Spielerinnen ins Stadion einliefen, denn, so die Gastgeber, »wissentlich zu erlauben, dass die Tradition, die so viel für Millionen Ame­rikaner und viele unserer Fans bedeutet, gehijackt wird, wäre genau so respektlos, wie wenn wir uns selbst hinknien würden«.

Die US-Nationalhymne wird sie wahrscheinlich nie wieder singen.

Rapinoe nannte das Statement und die Hymnenvorverlegung »unglaublich«. Es sei »unfassbar geschmacklos, vier Tage vor einer der schlimmsten Tragödien, die sich in unserem Land jemals ereigneten (gemeint war der Jahrestag der Anschlage vom 11. September 2001, Anm. d. Red.), mir so etwas vorzuwerfen.« Ihren Protest führte sie zunächst weiter, auch bei einem Länderspiel gegen Thailand. Sie sei »sehr stolz«, das Nationaltrikot zu tragen und »für mein Land zu spielen«, sagte sie anschließend, »aber auch darauf, mein Land auf andere Weise zu repräsentieren, indem ich für die meine Stimme erhebe, die unterdrückt werden«. Rapinoe beendete ihren Protest schließlich, aber sie werde stattdessen »wahrscheinlich nie wieder« die Hymne mitsingen, zitierte das Internetportal Yahoo Sports Rapinoe im Mai.

Eine entschiedene Gegnerin von Donald Trump war sie schon, bevor der Präsident die knienden Sportler als Thema für sich entdeckte und seine Anhänger in regelrechten Hassreden gegen sie aufhetzte. Entsprechend stellte sie bereits vor der WM klar, unter gar keinen Umständen für einen Empfang im Weißen Haus zur Verfügung zu ­stehen.

Rapinoes erstes Statement nach dem Gewinn des Weltmeistertitels galt ihrem Bruder, der an diesem Tag Geburtstag hatte. Brian, der von sich einmal sagte, er sei kein schlechter Mensch, sondern treffe nur schlechte Entscheidungen, schließlich sei er drogenabhängig, ist schon seit längerem clean. Mit dafür verantwortlich war seine kniende Schwester. Deren Protest fand und findet er gut und richtig. »Ich dachte, schau dir an, was sie mit ihrem Leben angefangen hat und was ich dagegen mit meinem tue«, beschrieb er sein Schlüsselerlebnis. Und Megan Rapinoe betonte kürzlich, auch weiterhin für ihn da sein zu wollen: »Wie schrecklich wäre es, wenn er diese Welt eines Tages verlässt und nichts weiter erreicht hat als Gefängnis­strafen.«