Der Comic »Von unten« von Daria Bogdanska

Zwischen Punk und Arbeitskampf

Seite 2 – Ausbeuterische Arbeitgeber und ängstliche Angestellte

»Fast niemand in der Curry Hut hat einen Vertrag. Aber das ist nicht das Schlimmste. Leute, die dort schon seit mehreren Jahren arbeiten, bekommen 40 bis 45 Kronen pro Stunde, wenn sie aus Bangladesh sind. Ich bekomme 50, und Ida aus irgendeinem Grund 60«, erzählt Daria ­ihrem neuen Kollegen Daniel. »Alle im Curry Hut arbeiten schwarz. Der Chef muss keine Steuern abdrücken und zahlt uns Hungerlöhne, die auf unserer Herkunft basieren.« Gegen diese Praktiken beginnt Daria sich aufzulehnen. »Ich will keine Sklavin sein«, ist nach einem aufreibenden Arbeitstag ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen. Davon angetrieben sucht sie Mitstreiter, tritt in die Gewerkschaft ein, kontaktiert Journalisten und spricht mit anderen betroffenen Migranten.

Der Comic schildert, wie ausbeuterische Arbeitgeber auf die Angst ihrer prekär beschäftigten Mitarbeiter bauen können. »Daria, dass sich hier etwas ändern muss, ist klar. Ich habe es auch satt, so zu leben. Aber leider können ich und die anderen nicht mitmachen, zu riskant. Wir sind alle auf unsere Weise von Sanad abhängig«, erklärt ihre Kollegin Nirja, warum sie Darias Proteste nicht unterstützen kann. Daria dagegen verwandelt sich von einer unsicheren Migrantin zu einer gewerkschaftlich organisierten Kämpferin. Nach Verhandlungen mit ihrem Arbeitgeber, die von der schwedischen Gewerkschaft unterstützt werden, muss der Gastronom ihr den unterschlagenen Lohn auszahlen. Bogdanska erzählt von Kämpfen, die migrantische Jobber in Europa tagtäglich führen. Diese Kämpfe, so macht sie deutlich, kann niemand alleine gewinnen. Ein frustrierter Gewerkschafter fasst die triste Realität so zusammen: »So was endet eigentlich immer gleich. Ihr werdet gefeuert, bekommt vielleicht eine Abfindung und alles geht so weiter wie bisher.«

Doch die Arbeit im »Curry Hut« ist nicht das einzige Abhängigkeitsverhältnis, aus dem Daria sich befreit. Sie beginnt auch, die Abhängigkeiten in ihrem Privatleben zu hinterfragen. Da ist der Schwede Erik, den sie in Spanien kennengelernt hatte und der ihr geholfen hatte, sich in Malmö zurechtzufinden. Daraus ist eine Art von Liebesbeziehung entstanden. Da Erik auf einem Bauernhof außerhalb der Stadt lebt, sehen die beiden sich nur selten.