Biografie eines Betrügers

Der Mann, der Golfer sein wollte

Seite 3 – Kein Golfprofi, aber trotzdem prominent

Flitcroft blieb hartnäckig. Phan­tasievoll verkleidet und mit klingenden Pseudonymen getarnt, ver­suchte er bis 1990 immer wieder, als Golfprofi bei den British Open anzutreten. Anfang der achtziger Jahre kam er damit sogar durch, indem er vorgab, er sei ein Schweizer Millionär. Während des Spiels fiel seine katastrophale Leistung auf und einer der Veranstalter sagte zu seinem Sekretär: »Ich fürchte, wir haben es mit einem zweiten Maurice Flitcroft zu tun.« Hatten sie nicht, es han­delte sich um das Original.

In den achtziger Jahren traten Flitcrofts Zwillingssöhne das Erbe ihres Vaters als nordenglische Anarcho-Spaßmacher an. Die beiden beharkten sich unter anderem auf dem Hauptplatz von Barrow mit echten Schwertern und kassierten dafür Großbritanniens erste einstweilige Verfügung wegen »antisozialen Verhaltens«. Gene van Flitcroft schlich sich wie sein Vater in den Golfzirkus ein, allerdings als Caddie. Um nicht als ein Flitcroft aufzufliegen, gab er sich den Namen Troy ­Atlantis. Sein Bruder James Harlequin gewann 1984 die Weltmeisterschaft im Disco-Tanz – unter dem Kampf­namen Paris Ventura. Später wurden die inzwischen schwer alkoholkranken Brüder zu den Stars einer preisgekrönten Fotoserie der Künstlerin Karen Storr, die das Brüderpaar zwischen Bergen von Wodkaflaschen und Müll ablichtete. 2007 traten die Brüder ein letztes Mal öffentlich in Erscheinung, als sie in der Fernsehshow »Ich hasse meinen Zwilling« auftraten.

Maurice Flitcroft verstarb am 24. März 2007. Er war zwar nie Golfprofi geworden, wie er es sich gewünscht hatte. Aber er hatte immerhin erreicht, dass Zeitungen wie die Times und der Telegraph Nachrufe auf ihn veröffentlichten. Der Ar­tikel des Telegraph beginnt mit den Worten: »Maurice Flitcroft, der am 24. März im Alter von 77 Jahren verstarb, war ein kettenrauchender Kranführer aus Barrow, dessen hartnäckige Versuche, sich in die British Open zu schummeln, eine Art Humorversagen bei Mitgliedern des Golf-Establishments hervorriefen.«

Dies ist der erste Teil unserer Serie über Hochstapler und Prankster im Sport. Hier gehts zu Teil 2, Teil 3 und Teil 4.