Small Talk mit Hannah Blitz über die Schülerbewegung gegen den Klimawandel

»Den Klimawandel ernst nehmen«

Seit Wochen demonstrieren in Berlin und anderen Städten immer mehr Schülerinnen und Schüler gegen den Klimawandel. Jeden Freitag bleiben sie der Schule fern und gehen stattdessen auf die Straße. »Fridays for Future« nennt sich die Bewegung. Inspiriert ist sie von der jungen Schwedin Greta Thunberg, die im vergangenen Sommer in Stockholm vor dem schwedischen Reichstag ihren »Schulstreik für das Klima« begann. Die Jungle World hat mit Hannah Blitz gesprochen. Die 16jährige geht auf das Robert-Blum-Gymnasium in Berlin-Schöneberg und beteiligt sich seit einem halben Jahr an den Protesten.
Small Talk Von

Was hat dich motiviert, aktiv zu werden, was sind deine oder eure Ziele?
Ich persönlich habe einfach gemerkt, dass bei der Klimapolitik in Deutschland sehr viel falsch läuft. Wir sehen den Klimawandel als reale Bedrohung für unsere Zukunft und haben gleichzeitig das Gefühl, dass die Politiker nichts tun, um diese Krise abzuwenden. Deswegen streiken wir – für den Kohleausstieg und einen schnellen Klimaschutz.

Was, befürchtet ihr, wird passieren, falls das nicht gemacht wird?
Wir befürchten, dass der Klimawandel die Zukunft unserer Generation stark einschränken oder bedrohen wird. Ohne schnelles Handeln wird unsere Umwelt zerstört. Man merkt ja jetzt schon die Auswirkungen der CO2-Emissionen.

Sind das existentielle Ängste?
Ja, die Ängste sind schon auch existentiell, auch wenn man in Deutschland noch nicht so viel vom Klimawandel spürt. Aber es gibt Länder, die jetzt schon bedroht sind, weil sich dort die Wüsten ausbreiten und weil der Meeresspiegel steigt. Die Polkappen schmelzen ja jetzt schon. Und deswegen sagen wir, dass man etwas gegen den Klimawandel tun muss.

Was fordert ihr von den Politikern?
Dass sie erstens den Klimawandel ernst nehmen und das nicht abtun oder sagen: Wir können auch noch in zehn Jahren was machen. Sondern dass man jetzt anfängt zu handeln, indem man beispielsweise aus der Kohlenutzung aussteigt, den ­öffentlichen Nahverkehr fördert oder versucht, die Leute vom Autofahren abzubringen. Dass man dafür auch Alternativen wie Bahnfahren oder Fahrradfahren attraktiver gestaltet.

Was haltet ihr von dem dieser Tage beschlossenen »Kohlekompromiss«?
Wir akzeptieren das Ergebnis der Kohlekommission nicht. Um das Pariser Klimaschutzabkommen einhalten zu können, muss man bis spätestens 2030 aus der Kohle ausgestiegen sein. 2038 ist acht Jahre zu spät!

Wie will eure Bewegung weiter vorgehen?
Am 15. März ist eine weltweite Demonstration geplant. Und wir wollen weiter streiken, damit die Bundesregierung sieht, dass wir mit dem Ergebnis der Kohlekommission nicht zufrieden sind.
International, aber auch in Deutschland, wurde ja viele über Greta Thunberg diskutiert. Manche haben sie auch heftig kritisiert.

Wie hast du diese Diskussion wahrgenommen?
Ich persönlich habe die Diskussion über sie gar nicht so stark mitbekommen. Ich finde sie als Menschen insofern bewundernswert, als sie mit ihrem kleinen persönlichen Protest diese Lawine ins Rollen gebracht hat.

Haben du und deine Freundinnen und Freunde auch persönliche Nachteile zu befürchten, wenn ihr regelmäßig weiter die Schule schwänzt?
Freundinnen von mir wurde von der Schulleitung ein Tadel angedroht. Bei mir ist es so, dass mir die Schulleitung bei meinen Beweggründen zustimmt. Sie sagt aber auch: Das sind unentschuldigte Fehlzeiten, die können wir dir nicht streichen. Aber ich habe kein Problem mit einem Tadel oder Sonstigem.