Kritische Astrologie - Die Frequenzen und ihre Macht über unser Leben

5G, ojemine

Kolumne Von

Mit etwa zehn Jahren Verspätung soll nun die Digitalisierung in Deutschland ankommen, soll das Land eine Breitbandnation werden. Die 5G-Frequenzen werden versteigert, ein umfangreiches Infrastrukturprojekt soll überdies dafür sorgen, dass immerhin an allen größeren Fernstraßen und Bahntrassen mindestens zwölf Stunden pro Tag Empfang herrscht (was beim Verfassen dieser Kolumne nicht der Fall war). An dem Herumgedruckse der zuständigen Ministerien kann man bereits absehen, dass die Bevölkerung noch nicht für reif gehalten wird, mit dieser rasanten technischen Entwicklung mental mitzuhalten – dort war die Rede davon, dass »nicht jede Milchkanne« an 5G angeschlossen werden müsse. Bildungsministerin Anja Karliczek plant wahrscheinlich eine weitere Langzeitstudie, um festzustellen, ob Telefonieren vielleicht doch schädlich für Kinder ist oder ob gleichgeschlechtliche Paare überhaupt ins Internet dürfen.

Wenn sich von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen lässt, dann wird die 5G-Einführung ohnehin so ablaufen: Die Technologie wird erst mal jahrelang nicht genutzt, weil der Monopolist, der die Frequenzen kriegt, sie an irgendwelche Fifa-­Lizenzen oder an einen Streaming-Dienst koppelt, der zu dem Zeitpunkt noch gar nicht existiert. Ist er dann eingeführt, kann ein Test­publikum von 10 000 Personen den neuen Dienst nutzen, für ein Geld, von dem andere prima die Einkäufe von zwei Wochen bezahlen könnten. Ein Jahr später steht die Technologie exklusiv den Reisenden in der ersten Klasse der Deutschen Bahn zur ­Verfügung, funktioniert aber nie, worauf die Bahn mit einem eigenen Twitter-Account reagiert, der den Enttäuschten mit lustigen Sprüchen und Memes Paroli bietet. Schließlich erreicht 5G die normalen Handyverträge, entfaltet dort allerdings keinerlei Wirkung, weil die hohe ­Geschwindigkeit weiterhin nach 500 Megabyte im Monat gnadenlos heruntergedrosselt wird. Danach ­beginnt auch schon der Verkauf der 6G-Lizenzen.