Das Medium - Die Sexvideos von Donald Trump

Die nackte Kanone

Kolumne Von

Riesengroß war die Vorfreude auf das, was als #StormyDanielsDay einen Tag lang auf Twitter das Wichtigste werden sollte. Fans und Gegner von Donald Trump erwarteten schließlich, dass das Interview mit dem Pornostar in der Sendung »60 Minutes« genau das bestätigen würde, was sie sowieso schon die ganze Zeit dachten, nämlich dass, je nach Standpunkt, entweder Stormy oder Donald ganz abgefeimte Lügner sind. Dabei war sie gar nicht die erste, die in diesem Jahr über lange zurückliegenden Sex mit dem heutigen Präsidenten berichtete, denn ein paar Tage zuvor hatte schon das ehemalige Playboy-Model Karen McDougal von ihrer Affäre mit Trump erzählt. 2006 war das, und nach allem, was sie sagte, war es wohl keine schöne Erfahrung. Denn nachdem man zu Ende geschlechtsverkehrt hatte, wollte der Mann ihr Geld geben – was sie natürlich entrüstet ablehnte. So weit, so unschön. Warum die Frau dann aber zehn Jahre später voller Begeisterung für exakt diesen Trump stimmte, also einen ihrer Schilderung nach zumindest partiell manierenlosen Trottelmenschen, blieb im Unklaren. Womit sie immerhin gut zu den Evangelikalen passt, die ebenfalls in rauen Mengen Trump wählten und nicht das geringste Problem damit hatten, dass der Lebenswandel des Kandidaten nullkommagarnicht ihren Moralvorstellungen entspricht. Beziehungsweise kein Problem damit haben, denn selbst wenn Stormy das Video von ihr und dem heutigen Präsidenten veröffentlichen würde, das es gerüchteweise gibt, fänden die Hardcore-Christen alles vermutlich halb so wild, denn Hauptsache, keine Hillary. Und wir anderen sollten hoffen, dass Stormys Anwalt seine Andeutungen nicht wahr macht und das Video dort bleibt, wo es ist. Weil man ihm nicht entrinnen können wird. Und weil es ganz sicher kein schöner Anblick ist.