Das Medium - Man braucht kein Dschungelcamp, um sich zu ekeln

Der Dschungel ist überall

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Kaum hatte es angefangen, war das diesjährige Schadenfreude-Spektakel auch schon zu Ende. Und das lag nicht daran, dass die Prominenten, die das euphe­mistisch als Dschungel bezeichnete australische Outdoor-Areal bezogen, um sich im Idealfall zwei Wochen lang für Geld quälen zu lassen, den Nicht-RTL-Zuschauern ­weitestgehend unbekannt waren, nein, das ist schließlich immer so. Eher liegt es daran, dass »Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!« nicht mehr gebraucht wird. Sich für großartig haltende Leute, die eklige Sachen essen und dummes Zeug erzählen, kann man zumindest in Berlin praktisch überall live erleben.

Und wenn man partout dämliche Menschen, die peinliche ­Sachen tun oder sagen, im Fernsehen sehen möchte, muss man schon lange nicht mehr darauf warten, dass es endlich Januar wird und das Dschungelcamp losgeht, neinnein, für tagsüber haben wir in Deutschland die SPD (und die Linke. Und die Grünen. Und überhaupt), und wenn die ihr Tagewerk vollbracht hat, dann ist in Washington auch schon Trump aufgestanden. Und hat, vermutlich noch vor dem ersten Kaffee, bereits losgetwittert. Was genau, ist dabei völlig egal, denn es ist immer hinreichend blödsinnig, um die folgenden Stunden auf CNN mit langen Diskussionen darüber zu füllen, was Trump denn da a) nun schon wieder erzählt hat und b) damit gemeint hat beziehungsweise ob das c) wirklich sein Ernst sein kann und das nun, wenn ja, d) vielleicht der bisherige Tiefpunkt seines politischen Schaffens sein könne. Falls einem zwischendurch nach Abwechslung ist, schaut man kurz bei Twitter-Deutschland nach, worüber man sich dort aktuell aufregt und dann ist er auch schon vorbei, der vorbildlich unterhaltsame Tag ganz ohne unerfreulich angezogene Stars.