Die »Jungle World« stellt Kryptowährungen vor

Der digitale Goldrausch

Mit der Blockchain-Technologie kann man sogar Geld machen, wenn man sich nur einen Scherz erlauben wollte. Der Bedarf an unkonventionellen Währungen ist groß.

Petro – Die Währung des 21. Jahrhunderts
Kryptowährungen sind gerade deshalb beliebt, weil sie weder auf einen Staat beschränkt sind noch von einem solchen kontrolliert werden. Der Präsident Venezuelas, Nicolás Maduro möchte allerdings gerne seine eigene Währung haben, vor allem, um der Inflation von etwa 1 000 Prozent entgegenzuwirken und US-Finanzsanktionen zu umgehen. Die Idee: Eine Kryptowährung, die durch die Ölvorkommen und andere Bodenschätze Venezuelas garantiert wird und Petro heißen soll, damit alle gleich wissen, worum es geht. Die Opposition beharrt allerdings darauf, dass der Kongress zustimmen muss. Und selbst wenn Maduro sich durchsetzen sollte – wichtige Geschäftspartner dürften darauf bestehen, ihr Bestechungsgeld in Dollar ausgezahlt zu bekommen.

Hayek – Da strahlt der Investor
Ein antikes Zahlungsmittel mit dem modernsten verbinden, das ist die Idee des Edelmetallunternehmens Anthem Vault. Ein Gramm Gold soll einem Hayek entsprechen – benannt nach dem rechtslibertären Ökonomen Friedrich August von Hayek, dem der CEO Anthem Hayek Blanchard auch seinen zweiten Vornamen verdankt. Allerdings unterliegt der Goldpreis erheblichen Schwankungen, das ist nicht gut für den Hayek. Bei Anthem Vault denkt man dennoch an Expansion und will Hayeks auch als Gegenwert zu anderen Metallen herausgeben, obwohl, wie Blanchard einräumt, etwa Plutonium oder Uran nicht nach Hause geliefert werden können. Andernfalls wäre ihm wengistens iranische und nordkoreanische Kundschaft sicher gewesen.

Dogecoin – Auf den Hund gekommen
Vor allem über den Hype um Kryptowährungen lustig machen wollte sich Jackson Palmer, als er 2013 die digitale Währung Dogecoin erfand. Doge ist ein Meme, das aus einem Hundebild und einem rudimentären Text (Doge Speak) besteht. Populär geworden ist Doge vor allem durch die Nutzer des sozialen Netzwerks Reddit. Das nahm Palmer zum Anlass, den Hundekopf und Doge Speak auf ­seine Kryptomünze zu setzen. Dogecoin war weder innovativ noch gab es in den vergangenen Jahren ein Software-Update. Dennoch investierten Fans in die Währung. Anfang 2018 erreichte Dogecoin einen Wert von zwei Milliarden US-Dollar und steht damit auf Platz 34 im Ranking der Kryptowährungen.

Potcoin – The Art of the Deal
Eine eigene Währung kann wohl für kaum eine andere Industrie so vielversprechend sein wie für die Cannabisproduzenten. Potcoin ist der momentan erfolgreichste Versuch, institutionelle Hindernisse zu umgehen. Die Kryptowährung soll dazu dienen, Cannabis zu ­bezahlen und Transaktionen zu vereinfachen. Bedarf scheint es zu geben. Potcoin hat bereits eine Marktkapitalisierung von über 70 Millionen US-Dollar erreicht. Aber bei Ihrem Dealer müssen Sie vorerst noch bar bezahlen.

Monero – Geld für den geliebten Führer
Monero ist mit einer Marktkapitalisierung von sechs Milliarden US-Dollar eine der beliebtesten Kryptowährungen, wohl vor allem, weil sie mehr Anonymität verspricht und nach Angaben der Be­treiber sicher vor Kapitalkontrollen ist. Doch eben dies brachte Monero auch den Ruf ein, Zahlungsmittel für kriminelle Transaktionen zu sein. Eine Währung auch für die Bedürfnisse klammer Dikatatoren also. Dem südkoreanischen Geheimdienst zufolge versuchten nordkoreanische Hackergruppen, die digitalen Münzen zu stehlen. Auch das »Schürfen« von Monero in Südkorea, also das Nutzen fremder Rechnerleistung, wird ihnen nachgesagt. Bislang sind aber wohl noch keine großen Summen bei Kim Jong-un angekommen.

Long Blockchain – Abwarten und Eistee trinken
Eigentlich produziert das US-Unternehmen Long Island Iced Tea nur Eistee. Mit der Namensänderung zu Long Blockchain hat sich daran bislang nichts geändert, doch der Aktienkurs des Unternehmens stieg innerhalb kürzester Zeit um 500 Prozent an – vermutlich weil das Wort »Kryptowährung« derzeit magische Wirkung auf Investoren hat. Der Eisteefabrikant ist ein Anfänger im digitalen Geldgeschäft, möchte sich nun aber in großem Stil am »Schürfen« beteiligen und investiert dafür 4,2 Millionen Dollar. Wenn das schiefgeht, bleibt immerhin noch das Geschäft mit dem Eistee.