Gastbeitrag

Da kann auch Allah nicht mehr helfen

Diese Woche: Aydan Özoğuz, Migrationsbeauftragte der Bundesregierung
Gastbeitrag Von

Hallihallo und guten Morgen da draußen an den Zeitungsgeräten, 
ich bin’s wieder, die Aydan! Die kunterbunte Ulknudel von der Regierung! 

In letzter Zeit war ich nicht mehr so oft in den Medien, weil die Themen Migration, Integration und Flüchtlinge, für die ich zuständig bin, bei vielen Leuten so negativ assoziiert sind, und da muss man den Ball auch schon mal flachhalten, nicht. Man will ja schließlich noch was werden. Wenn Sie also dieser Tage meinen Namen wieder öfter gelesen haben, dann sicher nicht, weil ich das so wollte. Es ging um den Besuch des türkischen Ministerpräsidenten zu einer privaten Werbeveranstaltung und die sehr bedauer­liche Absage dieser Veranstaltung durch die Kommunen. Ich habe dazu mehrfach gesagt: Rechtsstaatliche Mittel sind der falsche Weg, Erdoğan beizukommen. Ich wünsche mir vielmehr eine zivilgesellschaftliche Initiative: Yıldırım kommt, es gibt es ein großes Protestvolksfest mit Bratwurst und Musik, und hinterher gehen alle satt nach Hause.
Es ist wahr: Privat vermeide ich derzeit Reisen in die Türkei, und nach der Armenienresolution stand ich auch schon mal unter Polizeischutz. Aber deswegen pauschal zu sagen, der kann hier nicht auftreten, oder irgendwelche Konsequenzen zu ziehen, das fände ich schade, wenn wir das so machen müßten. Wir müssen besser sein als die AKP: Wenn sie tief zielen, müssen wir hoch traben; wenn sie zuschlagen, müssen wir einknicken. Sonst sind wir keine Spur besser. 
Noch ein Wort zum Moscheeverband Ditib: Natürlich ist das letztlich nur eine Art erweiterter Geheimdienst. Aber, wie ich dem Deutschlandfunk schon sagte: Das ist doch schon seit zehn Jahren bekannt! Damit ist die Debatte für mich eigentlich schon erledigt: Wer nach zehn Jahren immer noch nicht geschnallt hat, dass er von seinem Imam ausspioniert wird, dem kann auch Allah nicht mehr helfen. Hier setze ich auf Eigeninitiative. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich habe mich gerade um zehn Millionen Flüchtlinge zu kümmern, ein einzelner kleiner Ministerpräsident ist mir da ehrlich gesagt auch ein bißchen latte.

Tschüssi! Eure Aydan