»Aus dem Alltag gerissen«

Unbekannte verübten in der Nacht zum Montag einen Brand­anschlag auf das alternative Lokal K-Fetisch im Berliner Bezirk Neukölln. Das Feuer erlosch, bevor es sich ausbreiten konnte. Die ­Jungle World hat mit Rolf Sommer, dem Sprecher des K-Fetisch, ­gesprochen.

Was genau ist in der Nacht des Anschlags passiert?

Wir haben davon erst erfahren, als wir morgens angekommen sind. Einer der Rollläden wurde aufgebrochen und das Fenster dahinter eingeschlagen. Der Brandsatz, der in das Fenster gelegt wurde, hatte der Polizei zufolge nicht genug Sauerstoff und die Flammen konnten sich so gar nicht erst ausbreiten.

Ist ein großer Schaden entstanden?

Die kompletten Fenster werden ausgetauscht, zum Glück bezahlt das unsere Versicherung. Um den Sachschaden mache ich mir keine großen Gedanken. Der Schock fühlt sich schlimmer an.

Wurde auf das Lokal schon einmal ein Anschlag verübt?

Nein, bei uns gab es das noch nicht. Vor kurzem veröffentlichte die Nazigruppe »Freie Kräfte Neukölln« eine Liste mit linken Kneipen und Veranstaltungsorten, auch das K-Fetisch stand darauf. Die Vermutung liegt nahe, dass Rechtsextreme hinter der Tat stecken.

Ist diese Art von Einschüchterung neu?

Für uns ja. Vor einigen Jahren gab es eine ähnliche Liste von der ­Kameradschaft »Nationaler Widerstand« und wir haben diese Gefahr immer ernst genommen. Wir dachten uns: Okay, dann kriegen wir halt irgendwann mal eine Schmiererei ab. Aber dass gleich ein Brandsatz benutzt wird, ist schockierend.

Ändert sich durch den Anschlag Ihre Arbeit?

Nein, alles geht bei uns seinen gewohnten Gang, obwohl wir ganz schön aus dem Alltag geworfen wurden. Die Information, dass wir Opfer eines Anschlags geworden sind, hat sich in den sozialen Medien sehr schnell verbreitet und wir haben viel Solidarität erfahren. Wie heißt es so schön: Wir lassen uns nicht einschüchtern.

Werden Sie sich noch stärker mit den anderen linken Kneipen vernetzen, die ebenfalls auf der Liste der Nazis stehen?

Wir stehen bereits in engem Kontakt mit den anderen und haben ihnen gesagt, dass jetzt alle wachsam sein müssen. Oft ist es ja so, dass ein einzelner Anschlag eine ganze Welle an neuen Taten aus­lösen kann.

Beobachten Sie in Neukölln verstärkte Umtriebe von Nazis?

Gerade in Neukölln ist diese Szene sehr stark. Dass sie für uns und viele andere eine Gefahr ist, war uns schon lange klar. Durch ­unsere deutlichen politischen Positionen sind wir den Nazis ein Dorn im Auge.