Gastbeitrag

Keine Herzchen für Gabriel mehr

Gastbeitrag. Von Leo Fischer, der diese Woche klingt wie Alain Caparros, Vorstandsvorsitzender der Rewe-Gruppe

Liebe Rewe-Kundinnen und -Kunden, wie Sie wissen, versuchen wir stets, Ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. In den vergangenen zwei Jahren ist es uns gelungen, unser Filialnetz noch einmal deutlich zu verdichten: In den meisten deutschen Großstädten liegt die durchschnittliche Entfernung zwischen zwei Rewe-Filialen nun deutlich unter 50 Metern. Mit unseren Mikro-Rewes unter 20 Quadratmetern sind wir auch in vielen U- und S-Bahnhöfen zu finden, unsere mobilen Rewe-Stände dominieren inzwischen die meisten Wochenmärkte und unser massiv ausgebautes System von Lieferdrohnen beherrscht mittlerweile den Luftraum über Europa. Demnächst kommt noch der Quanten-Rewe, ein Kühlschrank, der zugleich leer und voll ist, sowie der Nano-Rewe, eine etwa eigroße kybernetische Rewe-Filiale, die bei der Geburt implantiert wird und den Körper bis zum Lebensende mit H-Milch und Aufbackbrötchen versorgt. In Hamburg testen wir überdies »Rewe Residential«, den ersten Supermarkt, in dem Sie wohnen können. Wann diese Innovationen auch zu Ihnen kommen, steht allerdings in den Sternen. Die Schuld trägt natürlich Sigmar Gabriel. Seine Ministererlaubnis zur Übernahme von Kaiser’s-Tengelmann durch Edeka habe ich damals als »Riesensauerei« bezeichnet und vom Oberlandesgericht Düsseldorf kassieren lassen – bei voller Erstattung der Payback-Punkte. Nun droht Kaiser’s-Tengelmann die Zerschlagung. Das bedauert niemand mehr als ich, denn wir von Rewe werden die entlassenen Tengelmann-Mitarbeiter ja auffangen müssen, zum Beispiel an unseren Pfandflaschenstationen. Für den Fall einer humanitären Katastrophe wie dieser wollen wir spezielle Asylfilialen einrichten, in denen die ehemaligen Angestellten unterkommen und einer sinnvollen Beschäftigung unter Aufsicht nachkommen können, beispielsweise Kleidung und Möbel aus alten Lebensmitteln zu basteln. Auf die Politik, das wissen wir, werden wir uns hier nämlich nicht verlassen können. Um es mal in aller Brutalität zu sagen: Sigmar Gabriel bekommt bei uns keine Herzchen mehr. Bis an sein Lebensende.